Wiedersehen auf Umwegen
Anfang des Jahres wandte sich Hakim Ahmadi an den Bayerischen Flüchtlingsrat. Der junge Afghane war sehr in Sorge um seinen 15-jährigen Bruder Mohammed. Der war ein halbes Jahr zuvor aus Afghanistan geflohen und befand sich auf dem Weg nach Europa. Doch auf der Flucht wurde Mohammed in Ungarn aufgegriffen, als Asylsuchender registriert und – da die ungarischen Behörden Mohammeds Alter auf 18 festsetzten – inhaftiert. Denn der illegale Grenzübertritt ist seit Mitte 2015 in Ungarn ein Straftatbestand, welcher mit bis zu drei Jahren Haft geahndet werden kann.
Doch damit nicht genug. Mohammed leidet an der Bluterkrankheit. Bei dieser Erbkrankheit handelt es sich um eine Störung der Blutgerinnung, eine Verletzung nach einer Rangelei oder ein kleiner Schnitt können für Betroffene ohne die regelmäßige Einnahme von Medikamenten bereits gefährlich werden. Bereits über vier Monate saß Mohammed ohne ausreichende medizinische Versorgung und altersgerechte Betreuung in verschiedenen ungarischen Gefängnissen, als der Flüchtlingsrat von seinem Fall erfuhr.
Gemeinsam mit dem Helsinki-Komitee konnte der Bayerische Flüchtlingsrat das Gefängnis nahe der rumänischen Grenze ausfindig machen, in dem Mohammed festgehalten wurde. Es gelang Kontakt zu der betreuenden Sozialpädagogin aufzunehmen, die schließlich die Freilassung von Mohammed erwirken konnte. Einige Wochen später hat es Mohammed endlich geschafft und sich zu seinem Bruder nach Nürnberg durchgeschlagen. Das erste Wiedersehen nach fünf Jahren.
Nach dem üblichen Ämter-Marathon für Asylsuchende hat sich Mohammed nach rund vier Monaten in Deutschland gut eingelebt. Mittlerweile wohnt er bei seinem Bruder und besucht die 8. Klasse einer Mittelschule. Und er hat Pläne für seine Zukunft, zuerst seinen Quali machen, später Abitur und Medizin studieren. Mohammed hat viele Freunde gefunden und spielt leidenschaftlich gern Fußball. Oft trifft man die Brüder auf Feiern hinter dem Grill beim leckere afghanische Gerichte zubereiten. Gerade sind die Brüder dabei eine größere Wohnung für sich zu suchen.
Doch der größte Wunsch von Mohammed ist, seine Mutter und seine 13-jährige Schwester nach Deutschland zu holen. Endlich wieder Alle zusammen sein.
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