ABOLISH - Diskriminierende Gesetze gegen Flüchtlinge abschaffen!
Dienstag, 22. März 2011 – Demonstration in München
Aktion gegen das Asylbewerberleistungsgesetz. Aktionen in über 20 Städten bundesweit!
Auftaktkundgebung: 13:30 Uhr, Marienplatz
Demonstration: Beginn 14:00 Uhr - Marienplatz über Sendlinger Tor zum Stachus, unterwegs Stopp bei den Parteizentralen von Grünen, SPD und FDP
Es rufen auf:
Karawane München * Bayerischer Flüchtlingsrat * Münchner Flüchtlingsrat * linksjugend ['solid] München * antifa nt * SDAJ München * Amnesty Hochschulgruppe München
„Wir wollen Geld statt Essenspakete. Es kann doch nicht sein, dass wir nicht selber bestimmen dürfen, was wir essen. Wir haben bei uns im Lager keine Privatsphäre, es herrschen katastrophale hygienische Zustände. Es gibt nicht genügend Toiletten – und nur vier Duschen in einem Gemeinschaftsraum für 50 bis 60 Leute. Bis zu sechs Personen müssen in einem Raum leben. Viele von uns vegetieren schon seit Jahren so, das ist menschenunwürdig.“
Ahmed Eidid, ein Bewohner eines Augsburger Flüchtlingslagers,
beschrieb mit diesem Worten in einem Zeitungsinterview, warum 250
Flüchtlinge im Herbst 2010 in den Hungerstreik getreten sind.Das war
bereits die zweite große Protestwelle in bayerischen Flüchtlingslagern
im vergangenen Jahr. Nun steht die dritte Welle bevor, und sie richtet
sich bundesweit gegen das Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG).
Das
AsylbLG regelt seit 1993 die Unterbringung und Versorgung von
Flüchtlingen. Damals erhielten Flüchtlinge ein Jahr lang Leistungen, die
um 20% unter Sozialhilfeniveau lagen. Inzwischen hat sich der Abstand
auf 35% gesteigert, denn die Regelsätze des AsylbLG wurden seit 1993
nicht mehr erhöht. Stattdessen wurde das AsylbLG sogar auf Flüchtlinge
mit einer Aufenthaltserlaubnis nach §25 Abs. 5 Aufenthaltsgesetz
ausgeweitet und die Bezugsdauer auf mindestens vier Jahre verlängert.
Vor allem aber ist in diesem Gesetz festgelegt, dass Unterbringung und
Versorgung als Sachleistung erbracht werden sollen. Deshalb werden
Flüchtlinge in Bayern in Lagern untergebracht, müssen sich von
Essenspaketen ernähren, erhalten lediglich 40,90 € Bargeld pro Monat und
werden bei der medizinischen Versorgung auf das Allernotwendigste
beschränkt.
Doch damit könnte bald Schluss sein, denn das
AsylbLG wird von mehreren Seiten in die Zange genommen. Das
Landessozialgericht Nordrhein-Westfalen erklärte es schlicht für
verfassungswidrig und legt es dem Bundesverfassungsgericht zur Prüfung
vor. Die Regelsätze seien, wie bei Hartz IV, willkürlich festgelegt und
zu niedrig. Dieser Einschätzung schloss sich die Bundesregierung an und
will das AsylbLG rechtzeitig reformieren, um einer Verurteilung durch
das Bundesverfassungsgericht zu entgehen. Gleichzeitig evaluiert das
Bundesarbeitsministerium das Sachleistungsprinzip des AsylbLG – die FDP
hatte die Abschaffung dieses Prinzips bei den Koalitionsverhandlungen
auf Bundesebene gefordert, setzte sich jedoch nicht gegen CDU und CSU
durch.
SPD und die Grünen haben, als sie die Regierung
stellten, ihre Chance nicht genutzt, das AsylbLG abzuschaffen. Auch die
Linke zeigte sich bislang wenig progressiv in den Bundesländern, in
denen sie in der Regierung ist. Dennoch haben Grüne und Linke nun die
komplette Abschaffung des AsylbLG im Bundestag beantragt.
Ebenfalls
unter Druck gerät das AsylbLG durch die Flüchtlinge, die darunter
leiden müssen: Gerade in den Bundesländern, die es am rigidesten
anwenden, sind die Proteste am größten. Ob in Bayern, Sachsen-Anhalt,
Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern, überall brodelt der Protest.
Wir
erleben derzeit einen historischen Moment: Das AsylbLG kommt nach 18
Jahren zum ersten Mal auf den Prüfstand, ohne dass das Ergebnis
feststeht – es ist alles möglich, von einer vorsichtigen Reform bis hin
zur vollständigen Abschaffung. Deshalb rufen Flüchtlinge und ihre
UnterstützerInnen zu einem bundesweiten Aktionstag am 22. März 2011 auf.
Protestaktionen
zur Abschaffung des AsylbLG finden an diesem Tag in Augsburg, Berlin,
Freiburg, Hannover und in vielen weiteren Städten statt.
In
München ruft ein breites, antirassistisches Bündnis zu einer
Demonstration auf. Nachdem bei der letzten Aktion im Dezember 2010 schon
bei der CSU-Zentrale demonstriert wurde, werden wir diesmal die anderen
Parteien mit ihrem Anteil an der Existenz des AsylbLG konfrontieren und
sie dazu auffordern, sich für die sofortige Abschaffung einzusetzen.