ANKER-Zentren in Bayern
Positionspapier ANKER-Zentren (Bayerischer Flüchtlingsrat, Mai 2019)
Die Abkürzung ANKER steht für Ankunft, kommunale Verteilung, Entscheidung und Rückführung. Das klingt freundlicher als es ist. Es handelt sich bei ANKER-Zentren schlicht um eine vergrößerte und effizienzorientierte Aufnahme- und Abschiebeeinrichtung für Geflüchtete, auf deren Gelände alle am Asylverfahren beteiligten Behörden vertreten sind. Ziel ist es, die Zusammenarbeit von Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), zentraler Ausländerbehörde und Verwaltungsgericht zu vereinfachen, damit schneller über Asylanträge entschieden werden kann – also kurz gesagt: damit schneller abgeschoben werden kann.
Die CSU verkauft dieses Konzept als innovative Idee, Bundesinnenminister Horst Seehofer möchte es bundesweit umsetzen, doch die Idee dahinter ist nicht so neu. In Bayern gab es bereits ähnliche Konzepte.
Im Herbst 2015 wurden in Bamberg und Ingolstadt/Manching die sogenannten Ankunfts- und Rückführungseinrichtungen (ARE) eröffnet. In diese Sonderlager wurden zunächst Flüchtlinge aus den zu sicheren Herkunftsländern erklärten Westbalkanstaaten (Serbien, Bosnien, Mazedonien, Montenegro, Albanien und Kosovo) eingewiesen. Später wurden auch Flüchtlinge aus Ghana und Senegal in die Sonderlager eingewiesen, den anderen beiden als sicher erklärten Herkunftsstaaten. In einem weiteren Schritt wurde mit Flüchtlingen aus anderen Ländern experimentiert, die keine sicheren Herkunftsländer sind. In Manching wurden deshalb Flüchtlinge aus der Ukraine eingewiesen, In Bamberg waren es Flüchtlinge aus Georgien und Russland. Viele von ihnen haben zuvor über Monate bis zu mehreren Jahren in Bayern gelebt und die Kinder sind in die Schule bzw. den Kindergarten gegangen. Plötzlich mussten sie jedoch in die Sonderlager umziehen.
Im März 2017 beschloss die Bayerische Staatsregierung, dieses aus ihrer Sicht "erfolgreiche" Konzept auszuweiten. Die AREn wurden in Transitzentren umgewandelt und das Transitzentrenkonzept auch auf die Erstaufnahmeeinrichtungen Regensburg im Juli 2017 und Deggendorf im August 2017 ausgeweitet.
Die Zielgruppen der Transitzentren waren Flüchtlinge aus Herkunftsländern mit einer Anerkennungsquote unter 50 %. Ihnen wurd allein aufgrund dieser Prozentzahl eine schlechte Bleibeperspektive unterstellt. Weiteres Kriterium war eine „relevante Masse“ von Flüchtlingen aus einem Herkunftsland, damit sich die Abschreckung auch lohne. Deshalb wurden zur bisherigen Zielgruppe Flüchtlinge aus Äthiopien, Nigeria, Sierra Leone, Mali, Aserbaidschan und Afghanistan hinzugefügt.
Seit August 2018 heißen die Transitzentren ANKER-Zentren. Neben den Transitzentren wurden auch die Erstaufnahmeeinrichtungen in Schweinfurt, Donauwörth und Zirndorf in ANKER-Zentren umbenannt. Somit gibt es in jedem Regierungsbezirk in Bayern ein ANKER-Zentrum.
Zielgruppen der ANKER-Zentren sind nun alle neu ankommenden Flüchtlinge in Bayern. Unterschiedslos werden sie unter schwierigsten Lebensbedingungen bis zu 2 Jahren in den ANKER-Zentren festgehalten. Derzeit gibt es in Bayern folgende ANKER-Zentren:
ANKER-Zentrum Oberbayern
Zentrale in Manching/Ingolstadt
Dependancen in:
- Ingolstadt Manchinger Straße (P3)
- Ingolstadt Marie-Curie-Straße
- Ingolstadt Neuburger Straße
- Fürstenfeldbruck Fliegerhorst
- München Funkkaserne
- München Am Moosfeld
- München Maria-Probst-Straße
- Waldkraiburg
- Garmisch-Partenkirchen
ANKER-Zentrum Niederbayern
Zentrale in Deggendorf
Dependancen in:
- Stephansposching
- Osterhofen
- Hengersberg
ANKER-Zentrum Schwaben
Zentrale in Augsburg
Dependancen in:
- Augsburg Kobelweg
- Augsburg
- Inningen
- Mering
- Neu-Ulm
- Kempten
ANKER-Zentrum Oberpfalz
Zentrale in Regensburg
Dependancen in:
- Regensburg
- Schwandorf
ANKER-Zentrum Mittelfranken
Zentrale in Zirndorf
Dependancen in:
- Nürnberg Beuthener Straße
- Nürnberg Witschelstraße
- Nürnberg Wertachstraße
- Neuendettelsau
ANKER-Zentrum Oberfranken
Zentrale in Bamberg, keine Dependancen
ANKER-Zentrum Unterfranken
Zentrale in Schweinfurt/Geldersheim, keine Dependancen
Stand: Februar 2020