Protestaktion am Münchner Flughafen war erfolgreich: Mohamed Abdilahi ist frei

 

Mohamed Abdilahi: Lieber sterben als noch einmal Malta - Proteste am Flughafen

 

Die Protestaktionen gegen die Abschiebung von Mohamed Abdilahi waren erfolgreich. Der Flüchtling aus Somalien ist mittlerweile frei und wird nicht mehr abgeschoben. Sein Asylantrag wird in deutschland behandelt. Der Bayerische Flüchtlingsrat konnte die Abschiebung mit einer Faxkampagne gegen die Fluglinie Air Malta und einer spontanen Protestaktion am Münchner Flughafen direkt vor der Abschiebung verhindern.

 

Bundesinnenminister Friedrich hatte kürzlich angekündigt, Malta durch die Aufnahme von 150 Flüchtlingen zu entlasten, da der Inselstaat überfordert sei. Dennoch sollte der somalische Flüchtling Mohamed Abdilahi, der bisher in Haundorf (Bayern) gelebt hat, am Dienstag mit einer Lufthansamaschine vom Frankfurter Flughafen aus nach Malta abgeschoben werden. Die Lufthansa weigerte sich allerdings, ihn mitzunhemen. Daraufhin wurde er in Abschiebehaft nach München gebracht und sollte am 02.08.2011 von München aus mit der Fluglinie Air Malta um 12: 40 Uhr nach Malta abgeschoben werden. Auf Malta hatte er sich nach einer traumatisierenden Überfahrt, bei der ein guter Freund von ihm ertrank, ein Jahr lang unter katastrophalen Bedingungen in Haft befunden. Im Falle einer Abschiebung nach Malta wird er erneut völliger Perspektivlosigkeit und Verelendung ausgeliefert sein. Der erste Abschiebeversuch scheiterte am letzten Montag: Herr Abdilahi weigerte sich, das Flugzeug zu betreten. Zudem fand eine Demonstration im Flughafen statt, die auf die anstehende Abschiebung aufmerksam machte. Gegen die geplante Abschiebung am vergangenen Dienstag haben AktivistInnen eine spontane Protestaktion am Münchener Flughafen gestartet, zudem hat der Bayerische Flüchtlingsrat eine Faxkampagne gegen Air Malta initiiert. Vor dem Amtsgericht Weißenburg erklärte Herr Abdilahi am 28.7.2011: „Ich möchte nicht nach Malta zurückkehren. Lieber möchte ich sterben.“

 


Liveticker zur Protestaktion

 

 

08:45 Uhr - Zwei Aktivisten haben sich die Zähne geputzt und sitzen nun im Bus auf dem Weg zum Münchner Hauptbahnhof.

 

09:15 Uhr - An die 15 AktivistInnen treffen sich am Hauptbahnhof München und fahren gemeinsam zum Münchner Flughafen.

 

10:45 Uhr - Die AktivistInnen warten auf ein Fernsehteam der BR Abendschau. Der Bericht wird heute Abend zwischen 18:00 Uhr und 18:45 Uhr ausgestrahlt werden.

 

11:15 Uhr - Protestaktion ist gestartet, Flugblätter werden verteilt und Parolen gerufen.

 

11:20 Uhr - Ein Fernsehteam des Bayerischen Rundfunk trifft ein und filmt das Geschehen.

 

11:25 Uhr - Transparente werden in Terminal 2 ausgerollt.

 

11:47 Uhr - Auch in Frankfurt finden Proteste statt. Seit 10 Uhr sind ca. 10 Personen vor der deutschen AIR Malta Niederlassung. Derzeit sind immer noch zwei Personen bei AIR Malta und verhandeln seit fast zwei Stunden. Das Ganze läuft kooperativ und die Mitarbeiter versuchen, verantwortliche Personen zum Handeln zu bewegen.

 

11:50 Uhr - Die Bundespolizei meint es ernst. Durchsage am Flughafen: Aufgrund der aktuellen Buchungslage wird Passagieren 250 Euro geboten, die ihren Platz in dem Flieger zur Verfügung stellen und einen Umweg fliegen. Die ersten Personen stellen sich an, um das Angebot anzunehmen. Eventuell wird versucht, Plätze für zusätzliche Bundespolizisten zu bekommen.

 

12:05 Uhr - Verhandlungen mit der Polizei. Es wird versucht, eine Spontankundgebung anzumelden.

 

12:14 Uhr - Der Pilot, der Sicherheitschef und ein Übersetzer diskutieren, wie es weitergeht.

 

12:18 Uhr - Einige Passagiere haben erklärt, dass sie nicht mitfliegen wollen, wenn abgeschoben wird. Es wird versucht, Ihnen die Tickets abzukaufen und ihnen einen Alternativflug anzubieten.

 

12:20 Uhr - Es werden weitere Flugblätter verteilt. Das Lufthansa-Personal weigert sich jedoch, die englischsprachige Fallbeschreibung an den Piloten weiterzugeben.

 

12:22 Uhr - Wie vermutet, will die Bundespolizei weitere Beamte in den Flug buchen, um den Sicherheitsbedenken von Air-Malta zu begegnen. Schickt unbedingt weiter Faxe und ruft an!

 

12:23 Uhr - Das Boarding beginnt, die ersten Passagiere besteigen den Flug. Abdilahi ist noch nicht über den Bordingbereich eingestiegen. Ob es eine weitere Zustiegsmöglichkeit gibt, wissen wir nicht.

 

12:27 Uhr - Auch im Sicherheitsbereich direkt vor dem Flieger werden Flugblätter verteilt.

 

12:34 Uhr - Einige reguläre Passagiere überlegen wohl immer noch, nicht mitzufliegen, weil es ihnen zu heikel ist.

 

12:40 Uhr - Aussage des Operation Managers: Abdilahi wird nicht mitgenommen. Abwarten, ob sich das so bestätigt.

 

12:43 Uhr - Anscheinend hat auch der Pilot gesagt, dass er nicht mitgenommen wird.

 

12:45 Uhr - Die Anwälte von AIR Malta haben mitgeteilt, dass sie auf der welcome to europe Website recherchiert haben und die Informationen sehr hilfreich für ihre Einschätzung fanden: www.w2eu.net

 

12:50 Uhr -Anruf von Air Malta: DER FLUG IST DEFINITIV STORNIERT!

 

12:51 Uhr - Ein Aktivist wird von der Polizei aus dem Sicherheitsbereich direkt zur S-Bahn gebracht - ansonsten keine Probleme mit der Polizei.

 

12:59 Uhr - Auch die Bundespolizei bestätigt: DER ABSCHIEBEVERSUCH WIRD ABGEBROCHEN - MOHAMED ABDILAHI KOMMT FREI!

 

13:01 Uhr - Ein Aktivist bekommt Hausverbot.

 

13:29 Uhr - Der Kirchliche Dienst am Münchner Flughafen holt Abdilahi von der Bundespolizei ab und wird ihn zu einem der Aktivisten bringen.

 

14:31 Uhr - Abdilahi ist zusammen mit AktivistInnen in der S-Bahn auf dem Weg nach München. Jetzt wird an der Reichenbachbrücke gefeiert. Wer mit uns feiern will ist herzlich eingeladen.

 

Vielen vielen Dank an alle, die gefaxt, telefoniert und protestiert haben! Insbesondere vor allem den AktivistInnen am Flughafen München und in der Air Malta Zentrale in Frankfurt. Ihr seid einfach die Besten! Ein großes Lob auch an die Passagiere, die sich nicht haben kaufen lassen und den Piloten, der standhaft geblieben ist!

Medienberichte:

Abschiebung von Somalier verhindert (Süddeutsche Zeitung, 03.08.2011)

Für Mohamed gibt’s eine Zukunft (Frankfurter Neue Presse, 03.08.2011)

Endstation Flüchtlingslager? (BR Abendschau, 02.08.2011)

Heftige Proteste - somalischer Flüchtling bleibt (BR Frankenschau, 02.08.2011)

Abschiebekrimi: Aktivisten verhindern Überstellung nach Malta (Bayerischer Flüchtlingsrat, 02.08.2011)

Proteste verhindern Abschiebung eines somalischen Flüchtlings nach Malta (Pro Asyl, 02.08.2011)

»Die Lufthansa weigert sich, ihn zu transportieren« (Junge Welt, 02.08.2011)

Angst vor der Abschiebung (Süddeutsche Zeitung, 02.08.2011)

Flüchtlingsrat will Abschiebung verhindern (BR-Frankenschau, 01.08.2011)

Flüchtlingsrat fordert Abschiebestopp für Abdo Basel (16) und Mohamed Abdilahi (29) (Bayerischer Flüchtlingsrat, 01.08.2011)