Abschiebung von Said Tohow verhindert!

Foto: Süddeutsche Zeitung

Der 15-Jährige Said Mahamad Tohow ist bereits mit 9 Jahren aus seinem Heimatland geflüchtet. Seit fast 3 Jahren lebt er in Garmisch-Partenkirchen wo er die Mittelschule besucht. Anfang 2013 wurde ihm die Abschiebung nach Italien angedroht, wo er zuletzt obdachlos war. Der Bayerische Flüchtlingsrat reichte eine Bundestags- und eine Landtagspetition gegen die Abschiebung ein. In Italien herrschen seit Jahren menschunwürdige Zustände für Flüchtlinge, die in der Regel obdachlos und ohne (medizinische) Versorgung überleben müssen, selbst wenn ihr Asylantrag positiv entschieden wurde. Am 20.02.2013, kurz vor Saids sechzehnten Geburtstag, kam dann die gute Nachricht: Von der Überstellung wird abgesehen, die Petitionen haben gewirkt.

Medienberichte:  

15-jähriger Said darf bleiben (Süddeutsche Zeitung, 22.02.2013)

Saids Odyssee (Süddeutsche Zeitung, 20.02.2013)

Hintergrund

Said ist 2006 im Alter von 9 Jahren aus seiner Heimat geflohen, nachdem sein Vater und seine beiden jüngeren Brüder erschossen wurden.  Es folgte eine 2-jährige Flucht durch Äthiopien und den Sudan mit Gefängnisaufenthalten, Hungersnot und Überlebensängsten. Aus Libyen schaffte er die Flucht nach Europa und kam am 25.02.2008 im Alter von 11 Jahren in einem Boot in Lampedusa an.

Die nächsten 8-9 Monate verbrachte er auf Sizilien in einem Flüchtlingsheim für Minderjährige. Aufgrund der schlechten Bedingungen für Asylsuchende vor Ort flüchtete er nach einem halben Jahr weiter, auf der Suche nach einer besseren Zukunft. Per Autostopps gelangte er in die Niederlande in einen kleinen Ort nahe Amsterdam. Er war inzwischen 12 Jahre alt. Dort wurde er in einem Asylheim untergebracht, bekam wiederum nicht die Möglichkeit in die Schule zu gehen und wurde dann nach einiger Zeit wieder zurück nach Rom (Italien) geflogen. Von dort schickte man ihn nach Florenz , wo er mit ca. 100 anderen Jugendlichen in einem Haus ohne Strom, fließendes Wasser und ohne Einrichtung nächtigte. Die Jugendlichen mussten sich Matratzen vom Sperrmüll organisieren. Es gab im Haus weder Strom noch Heizung. Einmal am Tag gab es eine warme Mahlzeit von der Caritas. Ansonsten fand keinerlei Betreuung, kein Schulbesuch, auch keine Information über den Stand des Asylverfahrens statt.

In dieser ausweglosen Situation fuhr der 13-jährige mit dem Zug nach Deutschland und beantragte am 28.04.2010 in München Asyl. Von München aus wurde er in das Jugendheim „Tusculum“ in Garmisch-Partenkirchen überwiesen und durfte ab Mai 2010 die Mittelschule besuchen. Bei seinen Lehrern und Erziehern ist er beliebt und angesehen. Er hat zudem eine starke Eigenmotivation für gute schulische Leistungen, die zeigen, dass ein guter Mittelschulabschluss, wenn nicht sogar der Qualifizierende Mittelschulabschluss möglich ist. Auch die Aussichten für eine Berufsausbildung sind gut. In seiner Freizeit hat Said einen festen Freundeskreis und besucht regelmäßig die Veranstaltungen des Jugendzentrums Garmisch- Partenkirchen.