BR-Frankenschau, 02.08.2011

Heftige Proteste - somalischer Flüchtling bleibt

Protest gegen Abschiebung am Münchner Flughafen

 

Die umstrittene Abschiebung eines afrikanischen Flüchtlings aus dem mittelfränkischen Haundorf (Lkr. Weißenburg-Gunzenhausen) nach Malta ist nach heftigen Protesten aufgegeben worden. Der 29-jährige Flüchtling wurde von der Bundespolizei wieder freigelassen.

Mohamed Abdilahi war von Bundespolizisten in einer Unterkunft in Haundorf im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen verhaftet worden und sollte von der Air Malta ausgeflogen werden. Über ein Dutzend Aktivisten des Bayerischen Flüchtlingsrats hatten am Münchner Flughafen mit Flugblättern und Transparenten gegen die Abschiebung des Somaliers protestiert. Zeitgleich hatten andere Aktivisten mit der Air Malta verhandelt.

 

Lufthansa verweigerte Abschiebung

Nach Angaben eines Sprechers des Flüchtlingsrates hätten sich auch Passagiere der betreffenden Maschine mit dem jungen Somalier solidarisiert. Sie hatten angekündigt, nicht mitzufliegen, wenn abgeschoben würde. Gleichzeitig hätten Bundespolizisten versucht, Passagieren ihre Tickets für den ausgebuchten Flug abzukaufen. Schließlich habe auch der Pilot der Maschine Sicherheitsbedenken geäußert. Zuvor hatte bereits die Lufthansa nach einer Fax-Kampagne des Flüchtlingsrats abgelehnt, den somalischen Flüchtling auszufliegen.

 

Asylantrag ab Mittwoch

Der 29-Jährige lebt seit einem knappen Jahr in einer Unterkunft in Haundorf im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen. Er wird derzeit von Mitarbeitern des Flüchtlingsrates betreut. Ab Mittwoch (03.08.11) kann der Somalier nicht mehr abgeschoben werden und darf seinen Asylantrag in Deutschland stellen.

 

"Lieber tot als zurück nach Malta"

Abdilahi, der bei der Flucht übers Mittelmeer seinen besten Freund ertrinken sah, wurde ein Jahr lang auf Malta unter katastrophalen Bedingungen in Haft genommen, ehe er sich nach Deutschland absetzen konnte, so der Flüchtlingsrat. Ein erster Abschiebeversuch Ende Juli scheiterte, weil der Somalier sich weigerte, das Flugzeug zu betreten. Vor dem Amtsgericht Weißenburg hatte Abdilahi am vergangenen Donnerstag erklärt: "Ich möchte nicht nach Malta zurückkehren. Lieber möchte ich sterben."

 

Flüchtlingsrat: Bayern wollte Exempel statuieren

Im Vorfeld der Aktion hatte der Bayerischen Flüchtlingsrat insbesondere kritisiert, dass die Behörden am letztmöglichen Abschiebetag unbedingt ein Exempel statuieren wollten. Bundesinnenminister Friedrich (CSU) habe erst vor kurzem angekündigt, 150 Flüchtlinge aus Malta aufzunehmen, weil der Inselstaat überlastet ist, sagte ein Sprecher. "Aber Mohamed Abdulahi schicken die einfach zurück."

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