Frankfurter Neue Presse, 03.08.2011

Für Mohamed gibt’s eine Zukunft

Abschiebung des Somaliers nach Malta ist gestern gescheitert

 

Ein Erfolg für Abdilahi Abdirahman Mohamed und seine Freunde vom Aktionskreis gegen Abschiebung in Frankfurt. Der 29-jährige Somalier hat gestern seine Rückführung nach Malta verhindern können. Endgültig, denn die Frist für diese Rückführung ist abgelaufen.

 

"Das ist schon das dritte Mal, dass es uns gelungen ist, eine Abschiebung zu verhindern", sagt Sebastian, Mitglied des Aktionskreises. Er und drei seiner Mitstreiter standen gestern in der Mainzer Landstraße vor dem Büro der Fluggesellschaft Air Malta. Zeitgleich protestierten 15 Aktivisten des Flüchtlingsrats Bayern am Münchener Flughafen gegen die Abschiebung des Somaliers in einer Maschine der Air Malta. Später am Tag hat der Kapitän des Flugs KM 307 die Mitnahme des Somaliers verweigert.

 

Mohamed kennt die Komplikationen des Asylrechts. Er verließ seine Frau und vier Kinder, um in Europa Schutz zu suchen. In Somalia herrscht seit Jahren Bürgerkrieg. "Die Mitglieder der Biyamaal, der Clan, zu dem ich gehöre, werden dort vom Al-Shabab-Clan gezwungen, für sie zu kämpfen. Wer sich weigert, wird umgebracht. Ich bin mir sicher, dass ich getötet werde, wenn ich nach Somalia zurückgehen müsste", sagt Mohamed.

 

Im Boot übers Mittelmeer

Mit dem Boot flüchtete er 2008 nach Malta. Doch Malta ist von der Vielzahl an Afrikanern überfordert, die dort täglich an den Küsten stranden. Mohamed kam in ein Gefängnis, sein Asylantrag wurde abgelehnt, doch nach einem Jahr kam er frei. Fortan sollte er mit mehrerern anderen in einem Zelt leben, von 90 Euro Sozialhilfe im Monat und ohne Recht auf Arbeit. Auch ein Bleiberecht hatte er nicht in Malta.

 

So floh er 2010 weiter nach Deutschland. Wie er das gemacht hat – vor allem, woher er das Geld für das Flugticket hatte – weiß Marc Speer vom Bayerischen Flüchtlingsrat nicht. Mohamed kam in Nürnberg in Abschiebehaft. Von dort sollte er jetzt nach Malta zurückgebracht werden.

 

Mohamed äußerte, er wolle lieber sterben, als in die Perspektivlosigkeit Maltas zurückzukehren. "Ich bitte die deutsche Regierung inständig, meine Asylgründe zu prüfen, denn weder in Malta noch in Somalia habe ich eine Zukunftsperspektive." Das Bitten war vergebens. Mohamed sollte nach Malta abgeschoben werden gemäß der europäischen Vereinbarung Dublin II. Sie sagt, dass ein Flüchtling sein Verfahren in dem Land erhält, in dem er europäischen Boden betritt.

 

Vergangene Woche jedoch scheiterte die Abschiebung. Ein Lufthansa-Flugkapitän weigerte sich, den protestierenden Mohamed an Bord zu nehmen. Gestern wiederholte sich die Szene: Auf dem Flughafen in München verweigerte der Kapitän einer Air-Malta-Maschine dem Somalier den Zutritt.

 

Politiker gleichen Namens

Dass Mohamed namensgleich ist mit dem Sprecher des somalischen Repräsentantenhauses, Abdulrahman Mohamed Abdullahi (56), hält Marc Speer für einen Zufall. "Der Name ist sehr häufig dort", sagt er. Mohamed spreche nur somalisch. Er komme sicher nicht aus dem englischsprachigen Nigeria. Nach Speers Einschätzung bestehen für Mohamed gute Chancen, Asyl zu erhalten. Nach Somalia darf niemand abgeschoben werden.

 

Sebastian, Sophia, Tobias und Markus vom Aktionsbündnis haben Anteil daran. Stundenlang demonstrierten sie gestern. Zwei weitere Mitglieder der Gruppe verhandelten mit Air Malta über den Fall – mit Erfolg. Die Frist für die Abschiebung nach Malta ist gestern abgelaufen. Für Mohamed gibt es eine Zukunft in Deutschland.tjs

 

Quelle: Frankfurter Neue Presse

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