Familienzusammenführung endlich geglückt

Nach 7-monatigem Bangen ist die Familie Ghafari nun fast vereint

Rosama Ghafari und ihre Tochter Mohaddese Heidari in ihrem Zimmer in der Ersatz-Abschiebehaft in Rosenheim

Die afghanische Familie Ghafari wurde auf der Flucht getrennt: Frau Rosama Ghafari und ihre 7-Jährige Tochter Mohaddese verschlug es nach Ungarn, den Ehemann in die Niederlanden und die beiden Söhne Morteza und Ali Reza (14 und 18 Jahre) nach Österreich und Deutschland. Nachdem Frau Ghafari es mit ihrer Tochter nach Deutschland schaffte, planten die deutschen Behörden Unglaubliches: Statt die Familie zusammenzuführen, sollen Tochter und Mutter nach Ungarn abgeschoben werden und wurden in Rosenheim in Ersatzabschiebehaft genommen. Durch den Einsatz des Initiativkreises Migration Rosenheim und des Bayerischen Flüchtlingsrats konnte die Abschiebung verhindert und eine Familienzusammenführung ermöglicht werden: Seit Mitte Mai befindet sich der mittlerweile 15-jährige Sohn von Frau Ghafari nun endlich in Deutschland bei seiner Mutter, seinem Bruder und seiner Schwester. Der Vater der Familie lebt in den Niederlanden und wartet dort eine Entscheidung über seinen Asylantrag ab.

Die zweijährige Fluchtgeschichte der Familie:

 

Frau Ghafari floh gemeinsam mit ihrem Mann und ihren drei Kindern von Afghanistan nach Griechenland. Aufgrund der dramatischen Zustände für Flüchtlinge in Griechenland konnte die Familie nicht bleiben, zumal die Diabetes von Frau Ghafari in Athen nicht behandelt wurde. Doch die Weiterflucht aus Griechenland ist kompliziert und teuer. Die Familie wurde getrennt um es zu schaffen. Der 18-Jährige Sohn Ali Reza floh alleine nach Deutschland und lebt jetzt in Landshut. Nach fast einem Jahr Aufenthalt in Griechenland floh Frau Ghafari mit ihren beiden minderjährigen Kindern weiter nach Ungarn, wo sie im August dieses Jahres ankamen. Ihrem Mann gelang kurze Zeit später die Weiterreise in die Niederlande.

In Ungarn kamen Frau Ghafari und die Kinder in ein Abschiebezentrum und ihnen wurde die Überstellung nach Griechenland angedroht. Aus Angst davor, machten sie sich auf den Weg nach Deutschland. Die Schleuser trennten hierbei den 14-Jährigen Morteza von seiner Mutter und Schwester. Er befindet sich heute in Österreich. Frau Ghafari und ihrer 7-jährigen Tochter Mohaddese gelang die Weiterreise nach Deutschland. Ihr Ziel war, zu ihrem Sohn nach Landshut zu kommen. Am 8. Oktober 2011 reisten sie über die deutsch-österreichische Grenze ein und wollten an einer Raststätte in Irschenberg bei der Polizei asylrechtlichen Schutz erhalten. Stattdessen wurden sie in Ersatzabschiebehaft in eine Pension nach Rosenheim gebracht, wo sie sich heute noch befinden.

Frau Ghafari und ihrer 7-jährigen Tochter droht nun die Abschiebung nach Ungarn. Von dort aus ist eine Abschiebung nach Griechenland zu befürchten. Da sich der Großteil der Familie (Mutter, Tochter Mohaddese und der erwachsene Sohn Ali Reza) nun in Deutschland befindet, ist nur hier eine Familienzusammenführung aller Familienmitglieder möglich und durchführbar. Im Falle einer Rückschiebung nach Ungarn wäre dies nicht gewährleistet.

Frau Ghafari ist zudem schwer krank: Sie leidet an schwerer Diabetes, die im Falle einer Nicht-Weiterbehandlung tödlich verlaufen kann. Außerdem liegt bei ihr eine posttraumatische Belastungsstörung vor.

 

Gegen die Abschiebung der Familie haben wir sowohl eine Petition im Bayerischen Landtag als auch eine im Deutschen Bundestag eingereicht. Die Abschiebung konnte somit ausgesetzt werden und Frau Ghafari in Deutschland einen Asylantrag stellen. Damit wurde auch die Familienzusammenführung möglich gemacht: Der mittlerweile 15-jährige Sohn ist seit Mitte Mai 2012 nun endlich in Deutschland bei seiner Familie. Der Vater der Familie lebt in den Niederlanden und wartet dort eine Entscheidung über seinen Asylantrag ab. Sowohl die Initiativkreis als auch der Flüchtlingsrat bemühen sich um eine Einreise des Vaters nach Deutschland, damit die Fluchtgeschichte der Familie Ghafari ein Ende nimmt und sie in Deutschland zusammen kommen können.  


Medienberichte:

Auf der Flucht getrennt, in Landshut vereint (Landshuter Zeitung, 21.06.2012)

Familienzusammenführung endlich geglückt (Bayerischer Flüchtlingsrat | Initiativkreis Migration Rosenheim, 30.05.2012)

Familie Ghafari droht Abschiebung (Regional Fernsehen Oberbayern, 01.12.2011)

"Im Sinne der Menschlichkeit!" (Pressemitteilung Angelika Graf, 25.11.2011)

Bruder darf kleine Schwester versorgen (Oberbayerisches Volksblatt, 16.11.2011)

Zersplitterte Flüchtlingsfamilie wieder zusammenführen (Pressemitteilung Claudia Stamm, 14.11.2011)

Flucht durch Europa (Süddeutsche Zeitung, 02.11.2011)

Gnadenlose Bürokratie reißt Familie auseinander (Landshuter Wochenblatt, 26.10.2011)

Nach Flucht-Odyssee droht Abschiebung (Oberbayerisches Volksblatt, 21.10.2011)

Abschiebung statt Wiedersehen: Drama um getrennte Flüchtlingsfamilie (Bayerischer Flüchtlingsrat, 20.10.2011)