Oberbayerisches Volksblatt, 21.10.2011

Nach Flucht-Odyssee droht Abschiebung

Rosenheim – Schwerer Vorwurf an die deutschen Behörden: Statt eine aus Afghanistan geflüchtete fünfköpfige Familie zusammenzuführen, soll sie teilweise zurückgeschoben werden.

Hierbei geht es um die am Irschenberg aufgegriffene 40-jährige Rosama Ghafari und ihre siebenjährige Tochter Mohaddese, die nach Ungarn und Griechenland zurückgeschoben werden sollen. 

Agnes Andrae vom Bayerischen Flüchtlingsrat: „Eine Ketten-Abschiebung über Ungarn nach Griechenland ist nicht nur unzulässig, sondern auch angesichts des derzeitigen labilen Zustands von Frau Ghafari untragbar.“ Die Familie wurde von Schleusern für die Flucht aus Griechenland getrennt: die diabeteskranke Ehefrau, die Tochter und der 14-jährige Morteza flüchteten im August nach Ungarn, der Ehemann in die Niederlande und der 18-jährige Ali Reza nach Deutschland. Morteza reiste weiter nach Österreich. Andrae befürchtet, dass die ungarischen Behörden Mutter und Tochter nach Griechenland zurückschieben wollen.

Dort würden Flüchtlinge ohne medizinische Versorgung der Obdachlosigkeit überlassen. Aufgrund der „dramatischen Zustände“ für Flüchtlinge in Griechenland habe die Familie, die dort ein Jahr war, nicht bleiben können: die Diabetes der Frau sei dort nicht behandelt worden.

Am 8. Oktober reisten Mutter und Tochter über die deutsch-österreichische Grenze ein und wurden an der Raststätte vom Schleuser ausgesetzt. Ein Autofahrer entdeckte die orientierungslose Frau und rief die Polizei, die ihrerseits die Bundespolizei informierte. Rainer Scharf,  Pressesprecher der Bundespolizeiinspektion Rosenheim: „Sie hatte keine Papiere dabei, war also illegal eingereist und wurde beim Amtsgericht Wolfratshausen vorgeführt.“ Dieses entschied auf Zurückschiebung nach Ungarn, da dort das Asylverfahren läuft. Wegen der kleinen Tochter sei die Rückführung auf Antrag der Bundespolizei ausgesetzt und beide in Rosenheim untergebracht worden.

Scharf: „Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge wurde eingeschaltet, Kontakt mit den ungarischen Behörden aufgenommen. Mit dem Sohn in Landshut scheine kein Kontakt zu bestehen. Eine Familienzusammmenführung könne auch in Ungarn stattfinden. Eine Abschiebung von dort nach Griechenland drohe wegen des laufenden Asylverfahrens nicht."

 

Quelle: Oberbayerisches Volksblatt

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