Roma besetzen Dom in Regensburg
Am 05.07.2016 besetzten rund 40 Flüchtlinge aus den Balkanstaaten, meist Familien mit Kindern, den Regensburger Dom. Ihre Asylanträge wurden ohne gründliche Prüfung abgelehnt, da sie aus Ländern geflohen sind, die zu "sicheren Herkunftsstaaten" erklärt wurden. Nun sind sie von Abschiebung bedroht. Um für sich und ihre Kinder eine Perspektive aufzubauen, fordern sie Kirchenasyl ein.
Bayern steht schon lange in der Kritik dafür, in Manching und Bamberg Abschiebelager für Balkan-Flüchtlinge zu betreiben. Ohne Zugang zu asylrechtlicher Beratung werden sie in Fließbandverfahren mit Ablehnungsvordrucken abgefertigt und außer Landes geschafft. Dass darunter eine große Zahl von Sinti und Roma ist, scheint der bayerischen Staatsregierung egal zu sein. Sie will die Nachfahren der Opfer des nationalsozialistischen Völkermords mit entwürdigenden Lebensbedingungen in großen Abschiebelagern abschrecken und vertreiben. Bayern setzt die Diskriminierung von Roma fort, jedoch nicht mit körperlicher Gewalt und offener Anfeindung, wie auf dem Balkan, sondern mit der kalten Gründlichkeit deutscher Bürokratie.
Die Flüchtlinge wurden vom Bistum Regensburg überredet, in die kleine Pfarrei St. Emmeram umzuziehen. Dort stellte die Kirche zuletzt auch die Lebensmittelhilfe ein und untersagte Unterstützern, Essen zu den Flüchtlingen zu bringen. Das Bistum stellte Strafanzeige wegen Hausfriedensbruch. Am 8. August ließ das Bistum die Pfarrei durch ein Großaufgebot an Polizei räumen. Zuletzt hatten die verbliebenen Flüchtlinge darum gebeten, freiwillig in ihre Herkunftsländer zurückkehren zu dürfen. Die Kirche aber lehnte alle weiteren Gespräche ab. Zwei der verbliebenen 12 Flüchtlinge, beides Familienväter, sind nun in Abschiebehaft.
Papst Franziskus kam nicht bis St. Emmeram. Ein Kommentar
Weitere aktuelle Informationen finden Sie bei:
Romano Jekipe
No deportation nowhere!
Stellungnahme BI Asyl Regensburg und Bayerischer Flüchtlingsrat (07.08.2016)
Stellungnahme der Flüchtlinge im Pfarrheim St. Emmeram zur Presseerklärung des Bistums Regensburg. (15.07.2016)
Erste Stellungnahme zur Besetzung des Regensburger Doms (05.07.2016)
Medienberichte:
Die Kirche zeigt ihr hartes Herz (Süddeutsche Zeitung, 09.08.2016)
Zwei Flüchtlinge aus Regensburger Pfarrheim sitzen in Abschiebehaft (Süddeutsche Zeitung, 09.08.2016)
Von Lebensmittelversorgung abgeschnitten (FOCUS 08.08.2016)
Polizeieinsatz in Regensburger Pfarrheim (Bayerischer Rundfunk, 20.07.2016)
"Wenn wir abgeschoben werden, sind wir tot" (Süddeutsche Zeitung, 07.07.2016)
Dombesetzung in Regensburg dauert an (Katholische Nachrichtenagentur, 06.07.2016)
Protest gegen Abschiebung - Flüchtlinge besetzen Dom (Die Welt, 06.07.2016)
Roma-Familien erhalten Kirchenasyl im Regensburger Dom (Neumarkter Nachrichten, 06.07.2016)
Flüchtlinge wollen im Dom ausharren (Mittelbayerische Zeitung, 06.07.2016)
45 Flüchtlinge bleiben im Dom (Bayerischer Rundfunk, 06.07.2016)
Asylbewerber übernachten im Dom (Mittelbayerische Zeitung, 06.07.2016)
Dutzende Roma besetzen Regensburger Dom (n-tv, 05.07.2016)
Flüchtlinge besetzen Regensburger Dom (Frankfurter Rundschau, 05.07.2016)