09.08.2016

Der Papst kam nicht bis St. Emmeram – das Bistum Regensburg lässt Flüchtlinge abschieben

Während Papst Franziskus mahnt, den Flüchtlingen die Herzen und die Türen zu öffnen, lässt das Bistum Regensburg vier Roma Familien, die in St. Emmeram Schutz gesucht hatten, von der Polizei räumen

Während Papst Franziskus mahnt, den Flüchtlingen die Herzen und die Türen zu öffnen, lässt das Bistum Regensburg vier Roma Familien, die in St. Emmeram Schutz gesucht hatten, von der Polizei räumen.   

Die Situation war von Anfang an schwierig. Rund 50 Menschen aus Serbien, Albanien und dem Kosovo, unter Ihnen viele Rom*njia begaben sich in den Regensburger Dom. Sie kamen aus dem bayerischen Abschiebelager Manching, aus Regensburg, wo sich noch einige Familien verzweifelt wehren, ins „Rückführungszentrum“ Bamberg umgesiedelt zu werden, aus Hamburg, Berlin, aus der Nähe von Ulm. Sie protestierten gegen die Abschiebelager und gegen den Begriff „sichere Herkunftsländer“. Die Öffentlichkeit benutzt die Rede von „sicheren Herkunftsländern“ wie eine Augenbinde, um sich abzuwenden von der Situation, in der viele in Südosteuropa leben: diskriminiert, ohne effektiven Zugang zu ärztlicher Behandlung, Bildung, Arbeit und in meist elenden Verhältnissen. Die Flüchtlinge forderten, dass man ihnen ein Bleiberecht geben möge. Das kann die Kirche nicht. Dass das Bistum Regensburg aber den Job des Innenministeriums macht, muss auch nicht sein.

Das Bistum hätte den Flüchtlingen Gelegenheit geben können, dass ihre Fälle von den zuständigen Behörden geprüft werden. Ein Caritas Berater, der hiermit begonnen hatte, wurde schnell abgezogen. Die Kirche hätte mahnen können, dass auch in den Rückführungszentren Bamberg und Manching grundlegende Rechte für Flüchtlinge eingehalten werden müssen. Das tat der Bamberger Bischof, aber aus Regensburg kein Wort dazu. Das Bistum hätte auch auf die Situation vieler Menschen, vor allem der Roma, in den Balkanstaaten verweisen können. Das Bistum Regensburg hat ein großes und gut arbeitendes Hilfswerk, Renovabis, für Projekte in Ost- und Südosteuropa. Kein Wort von Renovabis, keine Erklärung des Bistums. Das Bistum hätte wenigstens der letzten Forderung der verbliebenen Flüchtlinge, nämlich freiwillig in ihre Herkunftsländer zurückreisen zu dürfen, entgegenkommen können. Stattdessen nur Versuche, die Flüchtlinge zum Aufgeben zu bewegen, ihre Forderungen zu diskreditieren. Das Bistum öffnete nicht den Flüchtlingen, sondern der Polizei die Türen, damit diese mit dem Problem aufräumt, das das Bistum offenkundig mit einer Handvoll Flüchtlinge hatte.

Dass der Vertreter des Bistums, Generalvikar Fuchs, dann in der letzten Pressemitteilung noch die Flüchtlinge beschimpft, sie hätten ihre Kinder als Druckmittel und Drohung instrumentalisiert, ist nur der letzte Fußtritt, den das Bistum den Flüchtlingen nun hinterherschickt. Wenn der Generalvikar in der Pressemeldung des Bistums sagt: „Unsere Kirchen bleiben offen für alle Menschen, die beten wollen, die Stille suchen oder unsere Kirchen bewundern“, warum müssen dann die wenigen protestierenden Flüchtlinge als „gewaltsame Eindringlinge“ bezeichnet werden?

Der Bischof von Regensburg und sein Generalvikar sind nicht die Kirche. Gottlob, möchte man fast ausrufen.

 

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