Süddeutsche Zeitung, 29.11.2008

Zynische Regierung

Zynismus geht so: Man verlangt 30 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter für einen Platz im Container. Man betont immer wieder, wie beliebt dieser zweistöckige Blechbau, in dem 200 Flüchtlinge leben müssen, bei den Bewohnern doch sei - weil er so verkehrsgünstig liege, an Autobahn und Mittlerem Ring. Man ignoriert Mahnungen, auch die des europäischen Menschenrechtskommissars, und sagt: Selber schuld! Müssen halt besser putzen, die Flüchtlinge, dann verschwinden die Ratten schon wieder, dann verwest keine mehr, dann stinkt’s nimmer. Seit Jahren pflegen die Regierung von Oberbayern und die Staatsregierung diesen zynischen Umgang mit Müttern, Vätern und Kindern, die oft traumatisiert ankommen in Bayern und auf Schütz hoffen in diesem wohlhabenden Land.

Alles halb so wild, sagen sie. Aber welche Form der Unterbringung ist dann menschenunwürdig, wenn nicht die im Container mit Ratten als Mitbewohnern? Der Stadtrat verlangt die Schließung der Lager - mit Stimmen der CSU. Ein Hoffnungsschimmer. Und wenn die Christ-Sozialen im Landtag nichts von Menschlichkeit wissen wollen, sollte zumindest ihr Koalitionspartner FDP durchsetzen, dass die Asylsuchenden würdig wohnen können. Die verschimmelten und angenagten Behausungen sind eine Schande für München, für Bayern und für seine Regierung.

Bernd Kastner

Siehe Bericht: "Ein menschenunwürdiger Zustand"

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