01.08.2017

Dritter Versuch: Kranke Frau mit ihren Kindern abgeschoben

Bayerischer Flüchtlingsrat: diese Behörde ist krank!

Innenminister und Politiker*innen fordern gerade konsequentes Durchgreifen bei Abschiebungen. Was das heißt, lässt sich gerade wieder in Bayern betrachten. Heute früh wurde eine Frau mit drei Kindern aus dem Transitlager Manching/Ingolstadt abgeholt, die Mutter mit einem Krankentransport. Denn sie ist krank. Am 21. März sollte die Familie das erste Mal abgeschoben werden. Die Mutter erlitt am Flughafen einen Zusammenbruch, und musste in die Psychiatrie eingewiesen werden. Die erst zweijährige Tochter reagierte auf die Umstände des Abschiebeversuchs mit Nahrungsverweigerung und selbstverletzendem Verhalten.

 

Nur drei Wochen später kam die Polizei wieder. Vater und Kinder sollten abgeschoben werden, ohne die Mutter. Ausländerbehörde und Polizei ignorierten vorliegende Atteste zur Erkrankung der Zweijährigen, erst ein Arzt am Flughafen Frankfurt stoppte die Abschiebung (Pressemitteilung des Bayerischen Flüchtlingsrats http://www.fluechtlingsrat-bayern.de/beitrag/items/brutalitaet-bei-abschiebungen-in-bayern-kennt-keine-grenzen.html).

 

Heute Morgen nun der dritte Versuch, diesmal ohne den Vater, der bei einem Freund übernachtet hatte. Die Mutter hätte heute oder morgen in einer Münchner Psychiatrie stationär aufgenommen werden sollen. Den Behörden liegen alle aktuellen Atteste behandelnder Ärzte vor, in denen eine Reisefähigkeit verneint wird. Angeblich wurde extra ein Flugzeug gechartert, um die Frau und ihre Kinder nach Tirana abzuschieben.

 

„Die Gewalttätigkeit der hier agierenden Ausländerbehörden und des Leiters Herr Kafka ist erschreckend,“ urteilt Stephan Dünnwald, Sprecher des Bayerischen Flüchtlingsrats. „Mit der Debatte über Gefährder wird Abschiebung gesellschaftsfähig, gegenüber kranken Frauen und Kindern wird das ganze Gewaltpotential zur Anwendung gebracht. Diese Personen sind die Opfer einer vom bayerischen Innenminister angeheizten Abschiebedebatte.“

 

Inzwischen erfuhr der Bayerische Flüchtlingsrat, dass Frau und Kinder von einem Begleitarzt als flugtauglich eingestuft wurden, ein Urteil über den Eilantrag der Anwältin beim Münchner Verwaltungsgerichts wurde nicht abgewartet. Frau und Kinder kamen am Mittag in Tirana an, der Ehemann ist noch in Deutschland.

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