13.04.2017

Brutalität bei Abschiebungen in Bayern kennt keine Grenzen

Tabubruch: Familientrennung bei Abschiebungen aus dem Abschiebelager Manching/Ingolstadt

Mittwoch früh holte die Polizei einen Familienvater und seine kleine knapp zweijährige Tochter aus der Rückführungseinrichtung in Manching zur Abschiebung ab. Die psychisch kranke Mutter befand sich zu der Zeit stationär im Klinikum Ingolstadt, die zwei älteren Kinder in der Obhut des Jugendamtes.

 

Vor drei Wochen versuchte die Regierung von Oberbayern erstmals die Familie, die wegen Blutrache aus Albanien geflohen ist, abzuschieben. Dabei ging die Polizei gewaltsam vor und fesselte den Vater und den 14-jährigen Sohn an Händen und Füßen. Am Flughafen brachen die Mutter und die 12-jährige Tochter zusammen, woraufhin die Familie wieder nach Manching gebracht wurde. Seit dem brutalen Abschiebeversuch ist die Mutter traumatisiert und stationär im Krankenhaus aufgenommen. Auch der Vater und die älteren Kinder sind geschockt und traumatisiert. Selbst die erst zweijährige Tochter zeigt seit dem Abschiebeversuch selbstverletzendes Verhalten und verweigert tagsüber die Nahrungsaufnahme. Ärzt*innen diagnostizieren eine posttraumatische Belastungsstörung und überweisen sie zusammen mit dem Vater in das Kinderzentrum München zur stationären Aufnahme. Da sich die Mutter noch stationär in der Psychiatrie befindet, kamen die anderen Geschwister in die Obhut des Jugendamtes. Die jüngste Tochter leidet aber anscheinend an einer ansteckenden Krankheit. Deshalb wurde die Aufnahme im Kinderzentrum München bis zur endgültigen Diagnose zurückgestellt. Vater und Tochter blieben erstmal im Abschiebelager Manching.

 

Der erneute Abschiebeversuch und die damit bewusste Herbeiführung der Trennung einer Familie, deren Mitglieder noch dazu durch einen ersten Abschiebeversuch schwersttraumatisiert sind und deshalb auf medizinische und ärztliche Hilfe angewiesen sind, ist zynisch und zutiefst unmenschlich. Erst letzten Monat scheiterte die Polizei bei dem Versuch eine psychisch kranke Frau mit ihren Kindern ohne ihren Ehemann und den Vater der Kinder abzuschieben.

 

Dies ist ein Tabubruch. Bislang befolgte das bayerische Innenministerium die Linie, Familien nicht durch Abschiebungen zu trennen. Das jetzige Vorgehen der Regierung von Oberbayern, einen Teil der Familie mit nachweislich schwer erkrankten Familienmitgliedern abzuschieben und zu trennen, zeigt, dass die Brutalität und der Skrupel bei Abschiebungen keine Grenzen mehr kennt.“ kritisiert Mia Pulkkinen, Mitarbeiterin des Bayerischen Flüchtlingsrats.

 

Erst die Bundespolizei in Frankfurt am Main stoppte angesichts der verschiedenen Atteste der Familie die Abschiebung. In einem anderen Fall konnte die Abschiebung gestern nicht verhindert werden. Vater und fünf Kinder wurden nach Albanien abgeschoben, die Mutter befindet sich immer noch stationär im Klinikum Ingolstadt und weiß nicht, was mit ihrer Familie geschehen ist.

Den Rahmen für diese Menschenrechtsverletzungen bieten die bayerischen Abschiebelager Manching/Ingolstadt und Bamberg, in denen die Isolation dafür sorgt, dass Anwält*innen und Öffentlichkeit außen vor bleiben. Abschiebung so brutal zu gestalten gehört ebenfalls zum Konzept, denn so werden die Menschen dort psychisch und physisch mürbegemacht.

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