Süddeutsche Zeitung, 09.08.2014
Wie Gerüchte Angst machen
Ein Handy für 500 Euro. Für jeden Flüchtling, geschenkt, vom Staat. Eine Stunde lang hat Christian Krems schon erzählt, warum er neulich diese Facebook-Gruppe gegründet hat mit dem Titel "Gegen das Asylheim München Heidemannstraße". Er hat von seiner Angst vor Ansteckung in der Bayernkaserne gesprochen.
Tuberkulose, Ebola! Und dann kommt er auf die 500-Euro-Handys. Darüber, sagt er, reden die Nachbarn in Freimann, virtuell und beim Gassigehen. Und wer weiß, vielleicht stimmt's ja auch, gibt Krems zu verstehen. Würde doch passen zum Anblick vor der Bayernkaserne, wo die Flüchtlinge faulenzen, Bier trinken, pöbeln.
Es lohnt, Christian Krems zuzuhören. Es lohnt überhaupt, rund um die Kaserne Antworten zu suchen auf die vielen Fragen dieser Tage. Da taucht vor knapp zwei Wochen diese Gruppe bei Facebook auf, die im Nu auf mehr als 1700 Mitglieder anschwillt. Die meisten äußern sich kritisch über jene Flüchtlinge, die sich nicht zu benehmen wüssten. Manche hetzen, Nazis mischen sich darunter, gründen eine eigene Gruppe, in der bald ein "Sonderzug nach Dachau" gefordert wird.
Von Bernd Kastner
Quelle: Süddeutsche Zeitung
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