Süddeutsche Zeitung, 21.06.2008

Unwürdige Unterbringung

Grüne lehnen Container als Flüchtlingsunterkunft ab

Die Wohnverhältnisse von Flüchtlingen in München geraten immer stärker in die Kritik. Die Grünen im Stadtrat fordern von der Regierung von Oberbayern die Schließung der Containerunterkünfte. Diese stellten „eine ständige Menschenrechtsverletzung dar“, so Fraktionschef Siegfried Benker. Man solle Asylsuchende stattdessen in festen Bauten unterbringen. Die Container stammten aus einer Zeit, als München sehr viele Asylsuchende unterbringen musste. Sie seien nun zehn bis 15 Jahre alt und inzwischen „total abgewohnt und in einem erbärmlichen Zustand“, kritisiert Stadträtin Gülseren Demirel. Es sei inakzeptabel, dass Unterkünfte in festen Bauten, die sich in gutem Zustand befänden, wie etwa in der Heinrich-Wieland-Straße, geschlossen würden, nicht aber die baufälligen Container. Die Stadt solle nun der Regierung behilflich sein, andere Häuser anzumieten.

Auch das Beratungs- und Behandlungszentrum für Flüchtlinge und Folteropfer, Refugio, kritisiert die „menschenunwürdige“ Unterbringung. Viele Flüchtlinge mache es psychisch krank, wenn sie mehr als zehn Jahre lang zusammen mit Dutzenden anderen Menschen zwangsweise in einer „desolaten“ Unterkunft leben müssten. Die Folge dieser Art der Ausgrenzung seien oft Depression und Aggression. Gerade auf Kinder wirke sich das negativ aus: „Sie lernen Gewalt als Überlebensmechanismus“, so Refugio-Chefin Anni Kammerlander. Refugio fordert, dass den Flüchtlingen erlaubt wird, privaten Wohnraum anzumieten. In einer Gemeinschaftsunterkunft sollten sie nicht länger als ein Jahr wohnen müssen. Traumatisierte Flüchtlinge sollten sofort eine abgeschlossene Wohnung mit eigener Toilette, Küche und Dusche beziehen dürfen.

beka

Zurück