Fränkische Nachrichten, 16.03.2013

„Unseren Fragen wird nachgegangen“

Deutschkurse oberste Priorität: Sozialministerin Christine Harderthauer besucht mit Bischof Dr. Friedhelm Hofmann Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber in Würzburg


Bischof Dr. Friedhelm Hofmann will beim Einsatz der Kirche für Asylbewerber weiter "am Ball bleiben". Bei einem Besuch der bayerischen Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU) in der Gemeinschaftsunterkunft (GU) für Asylbewerber in Würzburg am Donnerstagnachmittag konnte er zusammen mit Vertretern ehrenamtlich tätiger Gruppen, die sich um Asylbewerber kümmern, die Ministerin von seiner Forderung nach Deutschkursen für Asylbewerber überzeugen. "Der Sprachunterricht ist auch ein Gewinn, wenn Asylbewerber wieder in ihr Land zurückkehren", argumentierte der Bischof. Landtagspräsidentin Barbara

Stamm unterstrich die Forderung des Bischofs: "Deutschunterricht für Asylbewerber steht ganz oben auf der Prioritätenliste. Er muss vom ersten Aufenthaltstag an von Seiten des Staates gewollt sein." Derzeit ist dies nur Menschen mit einer Duldung oder Anerkennung möglich.

Stamm und Haderthauer sprachen sich bei dem Treffen unisono für schnellere Asylverfahren und kürzere Aufenthalte in der GU aus: "Die Verfahren müssen verkürzt werden - das ist das A und O." Außerdem ist nach den Worten der Ministerin eine weitere Aufstockung der Mittel für die Asylsozialarbeit sowie deren Ausweitung mit hauptamtlichem Personal notwendig. Mit zwei Modellprojekten teste man, vom Sachleistungsprinzip für Asylbewerber wegzukommen sowie anerkannte Asylsuchende beim Auszug aus der GU zu begleiten. Vertreter der ehrenamtlich engagierten Gruppen forderten eine sofortige Änderung des Sachleistungsprinzips. Bargeldzahlung sei möglich und in Bayern überfällig.

Bischof Hofmann mahnte an, Asylsuchende stets menschenwürdig zu behandeln. "Ich habe den Menschen im Blick. Es darf nicht passieren, dass Traumata der Asylbewerber in unserem Land noch verstärkt werden." Er werde sich weiter für bessere Lebensbedingungen der Asylsuchenden einsetzen, betonte der Bischof.

In dem Gespräch mit der Ministerin und den ehrenamtlich Tätigen sei es nicht nur darum gegangen, Probleme zu besprechen, sondern auch mögliche Änderungen anzugehen und durchzusetzen. Besonders nahm der Bischof traumatisierte Kinder und deren Eltern in den Blick, deren Aufenthalt in der GU so kurz wie möglich gehalten werden müsse. "Wir bleiben am Ball. Unseren Fragen wird nachgegangen."

Die Verbesserungen in der GU in jüngster Zeit wertete Bischof Hofmann als positives Zeichen, gleichzeitig erinnerte er an Probleme bei dezentraler Unterbringung, was sich bei seinem jüngsten Besuch in der Asylbewerberunterkunft in Gemünden gezeigt habe.

In dem knapp zweistündigen Gespräch schilderten die Vertreter der ehrenamtlich engagierten Gruppen Probleme der Gemeinschaftsunterkunft und sprachen "wunde Punkte" an, beispielsweise die Situation von Alten und Kranken oder die Problematik bei der Suche von Privatunterkünften für anerkannte Asylbewerber.

Zu den Teilnehmern des Treffens zählten Vertreter des Missionsärztlichen Instituts Würzburg, des Diözesancaritasverbands, der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG), des Evangelisch-Lutherischen Dekanats Würzburg, der Gemeinschaft Sant'Egidio, des ökumenischen Asylkreises, des Bürgervereins Dürrbachau, des Freundeskreises ausländischer Flüchtlinge sowie von Amnesty International Würzburg. Weiter nahmen Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer, Oberbürgermeister Georg Rosenthal und die Landtagsabgeordneten Oliver Jörg (CSU) und Volkmar Halbleib (SPD) teil.

Sozialministerin Haderthauer, Landtagspräsidentin Stamm und Bischof Hofmann hatten sich zu Beginn des Treffens ein Bild von der aktuellen Wohnsituation in der GU Würzburg gemacht. So besuchten sie eine vierköpfige Familie, die sich zwei Zimmer teilt, erkundigten sich über den Zustand in Küchen und Sanitäranlagen und sprachen kurz mit einigen Asylbewerbern.

Quelle: Fränkische Nachrichten

Zurück