tz München, 14.11.2003

Tumult der Passagiere verhindert Abschiebung

Flüchtlings-Helfer (31) muss deshalb vor Gericht

tz München: Er verhinderte die Abschiebung eines Flüchtlings - jetzt musste Matthias Weinzierl (31) dafür vor Gericht. Der Geschäftsführer des bayerischen Flüchtlingsrats war wegen "Aufforderung zu Straftaten" angeklagt.

Es passierte am 19. Dezember 2002. Um 6.35 Uhr musste Koumai Agoroh in einer KLM-Maschine Platz nehmen, zur Abschiebung nach Togo. Agoroh gehörte der demokratischen Opposition seines Landes an. Ihm drohten Folter und Ermordung, betonte Flüchtlings-Helfer Weinzierl.

Aktivisten verteilten eilig Flugblätter an die Passagiere, forderten zum "zivilen Ungehorsam" auf. Sie sollten beispielsweise ihre Handys an lassen. Einige Passagiere kamen der Aufforderung auch nach. Es gab laute Proteste in der Kabine. Wegen der Unruhe an Bord konnte der Pilot unmöglich starten. Erst nachdem der Abschiebehäftling aus dem Flugzeug geholt worden war, rollte die Maschine zur Startbahn.

Die Aktion war für den bayerischen Flüchtlingsrat ein voller Erfolg. Die Staatsanwaltschaft wertete die Sache mit den Handys allerdings als gefährlichen Eingriff in den Flugverkehr. "Das haben wir nicht gewusst, sonst hätten wir es aus dem Flugblatt rausgelassen", so der Angeklagte.

Richterin Elisabeth Ziegler sah die Tat als nicht so gravierend an und stellte das Verfahren gegen eine Geldbuße von 250 Euro ein. Koumai Agoroh ist inzwischen in Ghana. "Dort ist er sicher", sagt Weinzierl.

VON E. UNFRIED

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