Frankenpost, 09.02.2011

Schon voll belegt

Das Anwesen Helmbrechtser Straße 8: Direkt neben der Hauptverkehrsstraße befindet sich das alte und neue Asylbewerberheim. Foto: Keltsch


Die Zahl der Asylbewerber in Deutschland ist im vergangenen Jahr explosionsartig gestiegen. Allein in Bayern waren etwa 6000 Personen unterzubringen - über 40 Prozent mehr als 2009. Der Freistaat und somit die Regierung von Oberfranken suchen dringend Unterkunftsmöglichkeiten. Mit Folgen auch für Münchberg: Die Regierung hat das Asylbewerberheim in der Helmbrechtser Straße 8 nach zwei Jahren Leerstand wieder gemietet und Mitte Januar reaktiviert. Es ist mit 37 Bewohnern schon voll belegt.

Vor allem Kosovo

Somit ist auch die Einwohnerzahl von Münchberg um 37 gestiegen, denn die Asylbewerber sind anmeldepflichtig. Zwölf stammen aus dem Kosovo, elf aus dem Irak, vier aus Russland, vier aus Afghanistan und jeweils drei aus Aserbeidschan und aus dem Iran.

Darunter sind mehrere Frauen und Kinder. "Zum Glück sind es nicht nur Männer", sagt Bürgermeister Thomas Fein im Gespräch mit der Frankenpost. Die Regierung von Oberfranken, berichtet er, habe die Stadt Münchberg im Herbst 2010 telefonisch informiert, dass sie das Heim wieder in Betrieb nehme. Sie habe die Räume sanieren lassen, und Mitte Januar seien die ersten Ankömmlinge eingezogen. Die Stadt habe hier keinerlei Mitspracherecht, erklärt Fein. Sie wäre nur bei baurechtlichen Angelegenheiten einzuschalten, wenn also eine Nutzungsänderung des Gebäudes notwendig wäre; aber das sei hier nicht der Fall.

"Wir haben nicht gerade Hurra geschrien, als wir von den Plänen der Regierung erfahren und ich den Hauptausschuss informiert habe", sagt der Bürgermeister. "Aber die Leute müssen nun mal irgendwo untergebracht werden. Die Rechtslage ist eben so. Wir sehen das gelassen."

Der Standort an der Helmbrechtser Straße sei unproblematisch, "da gibt es in anderen Gemeinden wesentlich schwierigere Konstellationen", fügt Fein hinzu. In Münchberg herrsche ein gutes Einvernehmen mit den ausländischen Mitbürgern. Wer jede Unterbringung von Asylbewerbern von vornherein ablehne, befinde sich "nicht weit weg von Ausländerfeindlichkeit".

Das Verhältnis passt

In Münchberg, unterstreicht der Bürgermeister, passe auch das Zahlenverhältnis: Bei zirka 11 000 Einwohnern 37 Asylbewerber - da gebe es keinen Grund zur Klage.

Anders ist das zum Beispiel in Ebersdorf bei Coburg. Viele der 6100 Einwohner protestieren gegen die Pläne der Regierung, im Ort 150 Asylbewerber unterzubringen. Landrat Michael Busch wirbt für ein Modell, die Asylbewerber auf alle 17 Kommunen im Landkreis zu verteilen. Ob er damit Erfolg hat, ist allerdings fraglich.

In Münchberg war das Haus Helmbrechtser Straße 8 bereits von 1995 bis Februar 2009 ein Asylbewerberheim. Größere Probleme mit den Bewohnern habe es nicht gegeben, erinnert sich Fein. Zwar habe er von "dem einen oder anderen Ladendiebstahl gehört - aber so was machen auch Deutsche".

Wegen der sinkenden Zahl von Bewohnern gab die Regierung von Oberfranken das Haus schließlich als Unterkunft auf und kündigte das Mietverhältnis; seitdem stand es leer.

Wenig Spielraum

Nun ist wieder Leben eingekehrt. Die Hintergründe erklärt Dr. Corinna Boerner, Pressesprecherin der Regierung von Oberfranken. Diese müsse wegen der steigenden Bewerberzahlen in diesem Jahr die Kapazität der Gemeinschaftsunterkünfte deutlich erhöhen. Es sei dringend geboten, in einem relativ kurzen Zeitraum Gebäude für Gemeinschaftsunterkünfte neu anzumieten.

"Bei der Auswahl geeigneter Liegenschaften haben wir wegen des geringen Angebots derzeit leider wenig Handlungsspielräume", verdeutlicht Dr. Boerner. Die Regierung sei darauf angewiesen, angebotene Gebäude zu nutzen, die baulich geeignet sind und die es ermöglichen, die "Leitlinien für neue Gemeinschaftsunterkünfte" zu erfüllen. "Aus diesem Grund wurde auch die Unterkunft in Münchberg wieder angemietet, zunächst für drei Jahre. Sie hat eine Kapazität für knapp 40 Personen."

Die Sprecherin erklärt die Versorgung der Menschen im Heim: Um das Anwesen kümmert sich ein Hausmeister. Der Bedarf an Nahrungsmitteln, Heizung, Kleidung, Gesundheits- und Körperpflegemitteln sowie an Gebrauchsgütern für den Haushalt wird durch Sachleistungen gedeckt; das ist im "Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG/Bund)" und dem "Aufnahmegesetz (Land)" geregelt. Zusätzlich gibt es ein monatliches Taschengeld in Höhe von 40,90 Euro.

Hannes Keltsch

Quelle: Frankenpost

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