Erlanger Nachrichten, 28.07.2009
Ringen um menschenwürdige Bleibe für Flüchtlinge
Haderthauer und Erlanger Ausländerbeirat: Weg mit den Gemeinschaftsunterkünften - Innenminister lenkt ein
Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU) hat ihren Parteifreund und Innenminister Joachim Herrmann (CSU) in die Bredouille gebracht: Flüchtlinge sollen nach ihrer Vorstellung nicht mehr in Sammelunterkünften untergebracht werden, ließ Haderthauer öffentlich verlauten. Aber der Innenminister blockiere sie und ihre Idee.
ERLANGEN - Das Leben in Sammelunterkünften ist nicht leicht für Flüchtlinge: Familien leben auf wenigen Quadratmetern, statt sich selbst versorgen zu dürfen, erhalten die Flüchtlinge Essenspakete. Dazu kommt noch die Ungewissheit über die Zukunft. Wenn sie den Status der «Duldung» besitzen, heißt das nur, dass ihre Abschiebung ausgesetzt ist. Manche leben über zehn Jahre in diesem fragilen Zustand.
In Erlangen werden Flüchtlinge auch in Gemeinschaftsunterkünfte gesteckt, zwischen 160 und 170 Personen sind dort untergebracht.
Für die Gruppe der «Geduldeten» schließt Joachim Herrmann offenbar eine Änderung nicht völlig aus: «Ich halte es für sinnvoll, differenziert, darüber zu sprechen, wie sie am sinnvollsten untergebracht werden können». Bei einer anderen Gruppen hingegen solle eine «klare Linie» herrschen: Asylbewerber, deren Antrag abgelehnt ist, die das Land verlassen müssen, sollen nach Herrmanns Meinung, weiterhin bis zur Abschiebung in Sammelunterkünften leben.
Dass er auf Haderthauers Vorstoß nicht reagiert habe, bestreitet Herrmann. Im CSU-Fraktionsvorstand sei darüber gesprochen worden, sagt Herrmann, und zudem habe es einen Antwortbrief gegeben, den allerdings Haderthauer nicht erwidert habe.
José Luis Ortega, der Vorsitzende des Ausländer- und Integrationsbeirats, spricht sich eindeutig dafür aus, die Unterbringung in Sammelunterkünften zu beenden. «Das ist schon lange eine Forderung des Ausländerbeirates», sagt Ortega: «Damit die Menschen wieder als Menschen in Würde leben können.»
RALF H. KOHLSCHREIBER
