n-tv, 17.05.2013

Rechte greifen Nazi-Gegner in München an

Fäkalien-Attacke auf Opfer-Anwalt


Vor dem Münchner Oberlandesgericht läuft der Prozess um die Terroranschläge des "Nationalsozialistischen Untergrunds". Die Hauptangeklagte Beate Zschäpe und vier weitere Beschuldigte stehen wegen Mittäterschaft und Beteiligung an zehn größtenteils rassistisch-motivierten Morden vor Gericht. Ihre Taten sollen ohne ein feingesponnenes Neonazi-Netzwerk nicht möglich gewesen sein. Anhänger oder zumindest Sympathisanten dieser Neonazis sollen jetzt in München einen ekelerregenden Kleinkrieg gegen die Verteidiger NSU-Opfer angezettelt haben.

Nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" sollen die vermutlich rechtsextremen Täter die Kanzlei einer der Opfer-Anwälte attackiert haben - mit Fäkalien. An Montagmorgen sei der Bereich vor der Bürotür "großflächig mit Kot und Urin beschmiert" worden, schreibt die "SZ". An einen Zufall wolle niemand glauben, weil die Kanzlei in zweiten Stock des Gebäudes in Westend liege, in jenem Viertel, in dem die NSU einen der Morde verübt haben soll. Zudem sei dort schon sieben Mal die Geschäftsstelle des Bayerischen Flüchtlingsrats attackiert worden.

Polizei will kein Aufsehen

Polizei und Staatsschutz gingen davon aus, dass Rechtsextreme für die Taten verantwortlich sind. Sie wollten aber wegen der öffentlichen Wahrnehmung nicht von einem "Trend" reden und werteten die Taten daher als Einzelfälle. Die Polizei solle sogar darauf verzichtet haben, die Anschläge in ihren täglichen Presseberichten zu erwähnen.

Die jüngste Sachbeschädigung war demzufolge eine Farbbeutelattacke auf ein Wohnhaus, dessen Bewohner sich gegen Rassismus einsetzen. Der Anschlag in der Nacht zum Donnerstag war der vorläufig letzte einer ganzen Reihe von Attacken gegen das Haus. Dazu gehörten laut "Süddeutscher Zeitung" Nazischmiererein, eingeworfene Fensterscheiben und Eierwürfe. Ähnliches sei im Büro des Flüchtlingsrates geschehen.

Mit ihren Aktionen wollen die Rechtsextremen offenbar gezielt Nazi-Gegner einschüchtern - und damit indirekt auch die Opfer des NSU treffen.

Zahlreiche Hinterbliebene der Opfer sind in dem Münchner Prozess als Nebenkläger vertreten. Nachdem bei den ersten vier Verhandlungstagen vor allem Anträge der Verteidigung behandelt wurden, soll beim nächsten Prozesstag am 4. Juni das Verfahren richtig losgehen.

Quelle: n-tv

Zurück