BR online, 25.11.2010

Raumnot in München: Asylbewerber ziehen in eine leere Kaserne

 

Der Flüchtlingsstrom nach Bayern nimmt zu, während die Bundeswehr schrumpft. Vor diesem Hintergrund erscheint es nur konsequent, dass 400 Münchner Asylbewerber in ein ungenutztes Gebäude der früheren Bayern-Kaserne umziehen. Ein Konzept mit Zukunft?

Nach einer deutlichen Abnahme seit dem Millenniumswechsel geht die Zahl der Asylbewerber in Bayern in den vergangenen beiden Jahren wieder nach oben. Für 2009 zählte das Bayerische Sozialministerium rund 4.200 Anträge auf Bleiberecht, Tendenz steigend. Das stellt den Freistaat vor räumliche Problem. Beispiel München: Die Notunterkünfte platzen aus allen Nähten. Die Stadt und die Regierung von Oberbayern müssen sich also dringend nach einer Lösung umsehen.

Dabei kommt ihnen nun die Bundeswehr zu Hilfe. An der Heidemannstraße in Freimann steht ein Haus, 73 Zimmer auf 1.800 Quadratmetern Fläche, das früher Soldaten und zuletzt Pilgern des ökumenischen Kirchentags als Unterkunft diente. Jetzt soll es für 400 Asylbewerber, die bisher in angemieteten Wohnungen quer über die Stadt verteilt werden mussten, zur neuen Herberge werden. Bis Ende Juni 2011. Und dann?
Dennoch: Die Suche geht weiter

Zum 1. Juli 2011 geht die ehemalige Kaserne in das Eigentum der Stadt München über, die dort auf lange Sicht Wohnungen vermieten möchte. Für die Zwischenzeit aber habe sie der Nutzung mit Asylbewerbern zugestimmt, hieß es. "Das bedeutet zugleich, dass wir weiter auf der Suche bleiben", sagte Oberbayerns Regierungspräsident Christoph Hillenbrand in einer Runde mit Münchner Landtagsabgeordneten und der Inneren Mission, die die Betreuung der Asylbewerber übernimmt. Sollten weiterhin so viele Flüchtlinge in den Freistaat kommen, sind laut Hillenbrand "alle Anstrengungen auf die Errichtung einer dritten Asylunterkunft in Bayern zu richten."

Die bisherigen zwei Bleiben liegen an der Baierbrunner Straße in München und in Zirndorf. Seit September nahmen sie nach Angaben der Regierung knapp 70 vor allem mazedonische und serbische Asylbewerber pro Tag auf - eine Menge, der sie nicht mehr Stand halten konnten.
Innere Mission fordert mehr Personal

Auch das Personal ist knapp; auf 630 Flüchtlinge kommen nicht einmal drei Betreuer. Die Innere Mission forderte das Sozialministerium daher auf, für die Freimanner Unterbringung zusätzliche Stellen zu schaffen. Denn sie und ihre Mitarbeiter müssten unzählige unbezahlte Überstunden machen, sagte die Leiterin des Sozialdienstes für Flüchtlinge, Lisa Ramzews. Dabei seien Zeit und Kompetenz für traumatisierte Flüchtlinge und auch für die Kinderbetreuung unbedingt erforderlich.

Am 29. November jedenfalls geht der Umzug in die frühere Kaserne los. Bevor die ersten 130 Menschen kommen können, braucht es noch fließendes Wasser, Strom und eine Heizung. "Voraussichtlich noch vor Weihnachten" wolle man das Gebäude im Sanitär-, Küchen- und Brandschutzbereich verbessern. Dann aber ist man kasernen-typisch gerüstet für alle 400 Mann.

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