Augsburger Allgemeine Zeitung, 07.09.2009

Menschenrechtspreis für Nördlinger Asylbewerber

Felleke Bahiru Kum erhielt den Menschenrechtspreis

Der in Nördlingen lebende äthiopische Asylbewerber Felleke Bahiru Kum (35) ist in Frankfurt/Main mit dem Menschenrechtspreis der Stiftung Pro Asyl ausgezeichnet worden.

Weitere Preisträgerin ist die 19-jährige staatenlose Kurdin Nissrin Ali, die mit ihrer Familie in Bayreuth lebt. Es war das erste Mal, dass Flüchtlinge den Menschenrechtspreis erhielten.

Beide haben 3000 Unterschriften gegen die Lagerpflicht gesammelt und wurden im bayerischen Landtag als Experten zum Asylbewerberleistungsgesetz gehört. Sie fordern die Abschaffung des Lagerzwangs für Flüchtlinge. Kum habe sich unermüdlich für die Rechte der Bewohner von Flüchtlingslagern eingesetzt, so Pro-Asyl-Stiftungsvorstand Günter Burkhardt.

2006 hatte der Afrikaner Kum Schlagzeilen gemacht. Nachdem sein Asylantrag abgelehnt worden war, sollte er vom Frankfurter Flughafen aus in sein Heimatland abgeschoben werden. Er sträubte sich aus Angst um sein Leben so energisch dagegen, dass sich schließlich der Pilot weigerte den Äthiopier auszufliegen. Ein Verfahren wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte wurde Anfang des Jahres fallen gelassen.

Heute lebt der gläubige Christ als „Geduldeter“ in einem Nördlinger Flüchtlingsheim. Zufrieden war er nicht immer. Schlechte hygienische Verhältnisse, kaum Privatsphäre und eine mangelhafte Versorgung durch Medikamente und Lebensmittel beklagte er. „Jetzt haben wir alles erreicht, was die Regierung von Schwaben für uns tun kann“, sagt Kum, der sich jahrelang für eine Verbesserung eingesetzt hat.

In seiner Heimat muss er mit Repressalien rechnen

Der Äthiopier wirkt entspannt, aber auch selbstbewusst und kämpferisch. Nachdenklich wird er, wenn es um die Zukunft geht: Er befindet sich in Exilopposition und steht damit im Visier der äthiopischen Behörden. In seiner Heimat hätte er mit zahlreichen Repressalien zu rechnen. Falls es dort zu einem Regierungssturz komme, würde er sich gerne am Umbauprozess beteiligen.

Doch zunächst spielt sich sein Leben weiterhin in Deutschland ab. Einfach hatte er es oft nicht. „Sehr viel Diskriminierung, Bürokratie und Hass“ hat der sympathische Äthiopier erfahren. Doch die Kraft sich einzusetzen hat Kum nie verloren. Er sagt: „Wenn du dir selbst nicht hilfst, bist du ganz allein.“

Von Katharina Dirr

Quelle: Augsburger Allgemeine Zeitung

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