Augsburger Allgemeine Zeitung, 22.08.2009

Menschenrechtspreis für Felleke Bahiru Kum

Die Stiftung „Pro Asyl“ verleiht ihren Menschenrechtspreis, die „Pro Asyl-Hand“, in diesem Jahr an den in der Nördlinger Asylbewerberunterkunft lebenden Felleke Bahiru Kum und an Nissrin Ali für ihren Einsatz gegen die Lagerunterbringung von Asylbewerberinnen und Asylbewerbern. Nissrin Ali, eine staatenlose Kurdin aus Syrien, die mit 13 Jahren nach Deutschland kam, lebt seitdem mit ihrer Familie im Lager (Bayreuth). Sie hat hier ihren Hauptschulabschluss gemacht, darf aber nicht arbeiten. „Man lebt nicht, man stirbt langsam“, sagt Nissrin Ali über ihre Erfahrungen in der Sammelunterkunft. Der Äthiopier Felleke Bahiru Kum hat sich während seines inzwischen über neun Jahre dauernden Aufenthalts in Flüchtlingslagern unermüdlich für die Rechte der Bewohner eingesetzt und jede Gelegenheit genutzt, die Öffentlichkeit auf die Missstände aufmerksam zu machen. Die beiden haben der bayerischen Sozialministerin persönlich eine Petition mit über 3000 Unterschriften gegen die Lagerpflicht überreicht und sind im bayerischen Landtag als Experten zum Asylbewerberleistungsgesetz angehört worden.

Mit der Auszeichnung der beiden würdigt die Stiftung „Pro Asyl“ deren beispielhaften Einsatz für die Menschenrechte Asylsuchender und gegen Diskriminierungen in Deutschland. Durch ihr Engagement haben sie eindrucksvoll gezeigt, dass Betroffene trotz aller Widerstände erfolgreich für ihre eigenen Rechte eintreten können. Felleke Bahiru Kum meint dazu schlicht, „nichts zu tun, wäre ein verlorenes Leben“. Pro Asyl kritisiert seit Langem das soziale Elend und die unmenschliche Ausgrenzung, denen Schutzsuchende durch den Lagerzwang in Deutschland ausgesetzt sind. Es sei höchste Zeit, das Asylbewerberleistungsgesetz abzuschaffen, sodass Asylsuchende in Deutschland ein menschenwürdiges Leben führen können. „Das Vegetieren in derartigen Behausungen ist nicht hinnehmbar“, so Günter Burkhardt, Vorstand der Stiftung Pro Asyl. Der Menschenrechtspreis der Stiftung wird seit 2006 jährlich verliehen. Die Plastik der Pro-Asyl-Hand hat der in Buenos Aires geborene Künstler Ariel Auslender, der als Professor an der TU Darmstadt lehrt, geschaffen.

Die Preisverleihung findet am 5. September um 14 Uhr in Frankfurt statt. Die Laudatio hält Prof. Dr. Herta Däubler-Gmelin, die Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe.

Quelle: Augsburger Allgemeine Zeitung

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