Passauer Neue Presse, 23.07.2010

Mehr Respekt

Standpunkt

 

Helfen kann manchmal ziemlich schwierig sein, vor allem dann, wenn man Hilfe unterschiedlich definiert bzw. wenn man aus verschiedenen Lagern kommt. Gestern ist keiner der Landshuter Asylbewerber in den Bus gestiegen, der sie vorübergehend in ein Ausweichlager nach Schöllnstein bringen sollte. Die Betroffenen waren schlichtweg hilflos in der Bewertung, was ihnen da geschah. Der Flüchtlingsrat beklagte fehlenden Respekt den Flüchtlingen gegenüber. Sie seien kein „Frachtgut“, das einfach so verschoben werden könnte. Das stimmt.

Die Regierung von Niederbayern musste angesichts der Baufälligkeit der bisherigen Unterkunft schnell handeln und bis zur Bezugfähigkeit der Landshuter Kaserne - die nachweisbar nicht morgen und übermorgen, sondern erst nach etlichen Handwerkerarbeiten möglich ist - eine Ersatzlösung finden. Weder Flüchtlinge, die in Therapie sind, noch solche, die eine Arbeit haben, hätten nach Schöllnstein müssen, für sie hatte die Regierung längst eine andere Unterkunft.

Die Flüchtlinge sind Individuen, die oft einiges hinter sich haben. Sie glaubten sich vermutlich vor einer weiteren Odyssee. Zuletzt fürchteten sie gar, in die „Hölle“ zu kommen. Keiner hat die neue Unterkunft gesehen, keiner traute sich letztlich, vor laufenden Kameras auch nur probeweise die Busfahrt zu absolvieren. Nun gibt es eine Lösung vor Ort, eine Halle als Notquartier. Die Stadt Landshut hat sich bewegt, das hätte sie längst tun können. Die Regierung ist großzügig, ignoriert den illegalen Status der Flüchtlinge, nimmt die bald kommende Bewegungsfreiheit in Bayern vorweg. Manchmal kann etwas sehr schnell gehen. Manchmal wäre aber die richtige Form des Miteinanderredens einfacher als das jetzige Fiasko samt gegenseitigen Schuldzuweisungen.

Von Stefan Rammer

 

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http://www.pnp.de/nachrichten/artikel.php?cid=29-28899599&Ressort=pol&BNR=0

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