Abendzeitung, 31.05.2008

Leben in der Warteschleife

Schauspieler und Politikerin machen gemeinsame Sache für Flüchtlinge

Damit auch Flüchtlinge wie Menschen behandelt werden: Margarete Bause und Ralf Bauer machen gemeinsame Sache. F: Petra Schramek
Sheab ist 25 Jahre alt. Er schläft so lange er kann, er duscht, er geht spazieren. Dann kocht er sich eine Mahlzeit aus den Lebensmitteln, die ihm zugeteilt werden. Geht wieder spazieren. Und schläft so lange er kann.

„So geht mein Leben vorbei“, sagt er leise.

Heute hat der Tibeter überraschend Besuch – von Margarete Bause und Ralf Bauer. Wer genau die Vorsitzende der Grünen im Landtag und der als Teenie-Schwarm bekannt gewordene Schauspieler sind, weiß er nicht.

„Wir finden es unmenschlich, wie Sie hier leben müssen“, erklärt ihm Margarete Bause, „wir wollen bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen für Flüchtlinge.“

Sheab steht da, mit hängenden Schultern, er beißt sich auf die Lippen. Sein Blick wandert ins Leere. „Das ist gut“, sagt er schließlich. Mit 17 floh er nach Deutschland, landete in den Containern in Langwied. Seitdem hangelt er sich von Duldung zu Duldung. Ein Leben in der Warteschleife.

Auch Ralf Bauer setzt sich für Flüchtlinge ein. Weil er mit vielen Tibetern befreundet ist, liegen sie ihm besonders am Herzen: „Die Tibeter haben eine Kultur des Respekts – ein Juwel, das es zu schützen gilt“, sagt er. „Aber kein Mensch – egal woher – der um Asyl bittend in unser Land kommt, sollte in derartigen Baracken unterkommen müssen.“ Oft hausen die Geduldeten jahrelang in den Containerbauten. „Wie Menschen zweiter Klasse“, sagt Bauer.

Sheab geht es im Vergleich gut: Er muss sein Zimmer nicht teilen wie die vierköpfige Familie nebenan. Sein Zuhause seit acht Jahren. Der einzige Schmuck an den bröckelnden Wänden ist die Anmeldung bei der Meldebehörde.

Gern würde er arbeiten wie früher, als Thekenkraft und Küchenhilfe. Einen Job bekommt er aber nur, wenn ihn nachweislich kein Unionsbürger machen möchte. „Arbeitsgenehmigung auf Widerruf“, sagt Bause. „Die Menschen hier haben keine Perspektive.“

Die Rechtsregelungen sind Bundessache, werden aber von Oberbayern am härtesten ausgelegt, sagt sie. Mit ihrer Öffentlichkeitsarbeit hofft Bause, die entwürdigenden Zustände zu ändern.

Sheab geht derweil spazieren.

Laura Kaufmann

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