Münchner Merkur, 01.10.2012

Landkreise in Not: Gebäude für Flüchtlinge fehlen


Die zentralen Aufnahmelager für Flüchtlinge in Bayerns sind überfüllt - jetzt sind die Landkreise und Städte gefordert. Doch viele von ihnen winken ab. Auch sie hätten keinen Platz für zugewiesene Asylbewerber.

Trotz überfüllter Erstaufnahmelager in München und Zirndorf kann der Freistaat bei der Flüchtlingsunterbringung derzeit nur begrenzt auf die Unterstützung der bayerischen Landkreise hoffen. Vielen Kreisen fehle es schlicht an Unterbringungsmöglichkeiten für Asylbewerber, sagte der Sozialreferent beim Bayerischen Landkreistag, Klaus Schulenburg, am Montag in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Vor allem in Ballungsräumen gebe es so gut wie keine leerstehenden Gebäude mehr, die als Gemeinschaftsunterkünfte infrage kämen.

Die beiden bayerischen Erstaufnahmelager für Flüchtlinge sind nach Auskunft der Regierung von Mittelfranken inzwischen überfüllt. So sei das für 500 Menschen vorgesehene Lager in Zirndorf (Landkreis Fürth) derzeit mit 675 Flüchtlingen überbelegt. Neuankömmlinge sollen daher zunächst in Zelten untergebracht werden. Die Lage sei auch deshalb so angespannt, weil etliche Landkreise ihre gesetzlich festgelegten Aufnahmequoten nicht erfüllten, hatte die Behörde betont. Je nach Einwohnerzahl müssen die Kreise eine bestimmte Anzahl von Flüchtlingen aufnehmen.

Besonders groß sind die Unterbringungsprobleme nach Schulenburgs Angaben derzeit im Landkreis München: „Der Landkreis hat keine Leerstände. Das Landratsamt hat daher das Problem, dass es nicht weiß, wohin mit den Flüchtlingen“, sagte der Vertreter des kommunalen Spitzenverbandes. Allerdings gebe es auch Landkreise im Freistaat, die durchaus noch freie Kapazität für Flüchtlinge hätten.

Das Problem sei, dass viele Landkreise nach den sinkenden Flüchtlingszahlen seit der Jahrtausendwende ihre früheren Gemeinschaftsunterkünfte für Flüchtlinge geschlossen und verkauft hätten. Viele Unterkünfte seien etwa für den Flüchtlingsstrom während des Bosnienkriegs in den 1990er Jahren entstanden. „Hätten die Kreise die Unterkünfte von damals noch behalten, hätten sie sicherlich die heutigen Probleme nicht“, räumte Schulenburg ein. Andererseits wäre es nach seinen Worten aus wirtschaftlicher Sicht nicht vertretbar gewesen, die Immobilien jahrelang ungenutzt zu lassen.

Die Probleme seien in den Landkreisen allerdings sehr unterschiedlich ausgeprägt. „Es gibt Kreise, die verfügen traditionell über eine Reihe dezentraler Flüchtlingsunterkünfte. Dort ist es auch gelungen, bei der Bevölkerung Verständnis für die Notlage der Asylbewerber zu wecken. Die haben auch jetzt weniger Probleme, die ihnen zugewiesenen Flüchtlinge unterzubringen“, berichtet der Verbandsvertreter. Gut laufe es auch dort, wo es Landräten gelinge, „Bürgermeister in der Flüchtlingsfrage mitzunehmen“. Schwierig sei die Lage dagegen in Regionen mit einem angespannten Immobilienmarkt wie im Großraum München.

dpa

Quelle: Münchner Merkur

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