Mainpost, 26.01.2010
Lager machen Flüchtlinge krank
Verbände appellieren
Mit anderen fordern das Missionsärztliche Institut Würzburg, der Bayerische Flüchtlingsrat und der Paritätische Wohlfahrtsverband, die Lagerpflicht für Flüchtlinge abzuschaffen. In einem gemeinsamen Brief erinnern sie an einen Bericht des Menschenrechtskommissars der Vereinten Nationen, Thomas Hammarberg. Der stellte bei einem Deutschlandbesuch im Herbst 2006 fest, der Langzeitaufenthalt von Asylsuchenden in wohnheimähnlichen Gemeinschaftsunterkünften in Mehrbettzimmern sei „deren Wohlbefinden abträglich“. Wegen der Verteilung von Nahrung und Kleidung in Form von Naturalien sah er „die Achtung der Privatsphäre der Asylbewerber in Frage gestellt“. Hammarberg forderte die deutschen Behörden auf, „nach alternativen Möglichkeiten für die Unterbringung von Asylsuchenden“ zu suchen.
Die neun Verbände und Initiativen zitieren auch das Missionsärztliche Institut, nach dessen Ansicht das Leben in der Gemeinschaftsunterkunft „aus vielen Gründen belastend“ sei. Die Belastung äußere sich in psychischen und körperlichen Krankheiten. (Diese Zeitung berichtete mehrfach.) Alle Flüchtlinge sollen, schreiben die Absender, „das Recht haben, sofort in eine Wohnung zu ziehen“. Dies betreffe insbesondere Familien mit Kindern, unbegleitete Jugendliche, kranke, traumatisierte und ältere Menschen. Zurzeit leben rund 7500 Flüchtlinge in bayerischen Gemeinschaftunterkünften.