Main-Echo, 15.10.2010
Klare Ansage für Asylpläne verlangt
Gemeinschaftsunterkünfte: Freie Wähler kritisieren Bezirksregierung - Betreuungsverbände fordern mehr Beteiligung
Der Bayerische Flüchtlingsrat und der Würzburger Ausländerbeirat erwarten von den zuständigen Behörden eine »klare Ansage« zur künftigen Nutzung der Würzburger Gemeinschaftsunterkunft für Asylsuchende. »Wir sind nicht dagegen, dass dort eine Erstaufnahmestelle eingerichtet wird«, sagte der Ausländerbeiratsvorsitzende Antonino Pecoraro.
Es dürfe aber nicht zur Verschlechterung der Unterbringungsqualität, der medizinischen Versorgung und der Betreuungsangebote kommen.
Alexander Thal vom Bayerischen Flüchtlingsrat forderte außerdem, bisherige Bewohner der Würzburger Einrichtung dürften nicht auf andere Unterkünfte mit schlechterem Standard verteilt werden. Stattdessen müssten 40 auszugsberechtigte Flüchtlinge auf dem Würzburger Wohnungsmarkt untergebracht werden.
Die Suche nach Apartments gestaltet sich allerdings schwierig. Von zehn eingeladenen Wohnungsunternehmen seien nur zwei zu einem von der Bezirksregierung veranstalteten Kontaktgespräch erschienen, sagte Pecoraro. Enttäuscht ist der Grünen-Stadtrat über die Informationspolitik des Sozialministeriums und der Regierung von Unterfranken.
Noch drastischer äußerte sich der »Freundeskreis für ausländische Flüchtlinge in Unterfranken«. Dessen Vorsitzender Michael Koch sprach gestern von einem »merkwürdigen Demokratieverständnis«, wenn über die Köpfe sämtlicher Beteiligter hinweg geplant werde. Die Betreuungsorganisationen für Flüchtlinge und die Anlieger müssten unverzüglich einbezogen werden.
Die Regierung von Unterfranken betonte gestern erneut, es sei keineswegs beschlossene Sache, in Würzburg eine Außenstelle der Zentralen Aufnahmeeinrichtung in Zirndorf einzurichten. Sie prüfe derzeit lediglich im Auftrag des Bayerischen Sozialministeriums, ob und in welchem zeitlichen Rahmen dies möglich sei.
»Nicht menschenunwürdig«
Regierungssprecher Johannes Hardenacke wies auch Vorwürfe der Freien-Wähler-Landtagsabgeordneten Hans Jürgen Fahn und Günther Felbinger zurück. Diese hatten kritisiert, die Bezirksregierung habe vorschnell und am Parlament vorbei gehandelt. Hardenacke widersprach außerdem Aussagen, wonach in der Würzburger Einrichtung »menschenunwürdige Zustände« herrschen und sich in der Gemeinschaftsunterkunft Aschaffenburg 60 Menschen eine Dusche teilen. Die Anlagen seien erneuert worden.
Wie es aktuell in den beiden Einrichtungen aussieht, nahm gestern eine Delegation des Flüchtlingsrats in Würzburg und Aschaffenburg in Augenschein.
Rainer Reichert
Quelle: Main-Echo