Rieser Nachrichten (Nördlingen), 13.03.2008

Klärendes Gespräch im Flüchtlingsheim

Ortstermin im Flüchtlingsheim: Gitta Schmid-Göller und Wilhelm Etzel [von rechts] von der Regierung von Schwaben besuchten gestern die Gemeinschaftsunterkunft in Nördlingen, um sich die Vorwürfe der Bewohner anzuhören.   Foto: Maria Leistner
Ein erster Erfolg für die Bewohner des Nördlinger Flüchtlingsheims: Drei Tage nach der öffentlichen Kritik an Heimleitung und hygienischen Zuständen (RN berichteten) wurde am Dienstag in der offenen Dusche ein Vorhang aufgehängt. Die Stehtoilette ist allerdings immer noch ohne Sichtschutz.

Doch die Kritik der Bewohner kam bei den Verantwortlichen an. Gestern fand in der Gemeinschaftsunterkunft ein Ortstermin statt. "Wir sind gekommen, um ein klärendes Gespräch zu führen", sagte Gitta Schmid-Göller, kommissarische Leiterin der zuständigen Abteilung bei der Regierung von Schwaben. Mit ihr kamen Wilhelm Etzel (Regierung von Schwaben) und Petra Wengert, vom Ausländeramt beim Landratsamt Donau-Ries.

Hitzige Atmosphäre

Die Atmosphäre war hitzig, wie auch nicht anders zu erwarten war. Vielfach fiel es Gitta Schmid-Göller schwer, sich Gehör zu verschaffen. "Wir sind froh über Ihren Besuch", meinte Felleke Bahiru Kum und entschuldigte sich für die Aufgeregtheit der Mitbewohner. Doch zu viele Probleme würden ihnen auf der Seele brennen.

Zu den konkreten Vorwürfen an der Heimleitung, dass Post zum Beispiel verzögert oder geöffnet weitergegeben wird, konnte Gitta Schmid-Göller keine Stellung nehmen. Dafür gebe es keine Anhaltspunkte, meinte sie. Sie betonte aber, dass der Heimleiter das volle Vertrauen der Regierung von Schwaben habe: "Ich stelle mich vor ihn. Solange ich keine konkreten Hinweise habe, gehe ich von seiner Zuverlässigkeit aus", so Schmid-Göller.

"Heim in akzeptablem Zustand"

Vor dem Gespräch hatten sich die Verantwortlichen über die Situation im Heim bei einem Rundgang informiert. "Es erscheint mir in einem absolut akzeptablem Zustand", so Schmid-Göller, gewisse Verbesserungen seien aber nötig. Von Gang zu Gang gebe es allerdings Unterschiede, je nachdem, wie viel "Eigenverantwortung die Bewohner" übernehmen. Mehrfach verwies sie darauf, dass "ein Heim kein Luxushotel" sei. Dem Vorwurf, dass häufig wenig bis gar kein warmes Wasser zum Duschen vorhanden sei, wolle sie nachgehen. "Dafür müssen wir die Firma kommen lassen", meinte dazu der Heimleiter.

Die medizinische Versorgung - um zum Arzt zu gehen, brauchen die Flüchtlinge einen Berechtigungsschein vom Landratsamt - sei gesichert und ohne großen Zeitverlust möglich, hieß es weiter. Der Schein könne telefonisch oder persönlich beim Bürgerbüro in Nördlingen angefordert werden, teilte dazu das Landratsamt mit.

Im Notfall würden diese Formalitäten von Amtswegen im Nachhinein erledigt.

Von Maria Leistner

Gemeinschaftsunterkunft
  • Bewohner Im Nördlinger Flüchtlingsheim leben 60 Menschen aus vielen Ländern: Kuba, Afghanistan, Iran, Irak, Äthiopien sind nur einige. Zu den Bewohnern gehören 4 Familien mit 12 Kindern.
  • Zuständigkeit Die Regierung von Schwaben ist der Träger der Einrichtung, über die Ausländerbehörde beim Landratsamt werden die Formalitäten abgewickelt. (mia)

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