Süddeutsche Zeitung, 11.01.2012

Junge Flüchtlinge im Hungerstreik

Die Stadt ist mit der Betreuung der Jugendlichen überfordert

 

In der Bayernkaserne sind nach Angaben des Jugendamts 42 junge Flüchtlinge in den Hungerstreik getreten. "Die Drucksituation steigt eher, als dass sie sinkt", sagte Stadtjugendamtschefin Maria Kurz-Adam im Kinder- und Jugendhilfeausschuss des Stadtrats. Seit Jahren schon bemüht sich die Stadt, der zunehmenden Zahl junger Flüchtlinge, die ohne Eltern einreisen, ausreichend Hilfe und Betreuung zu bieten. Erst im vergangenen Jahr hat das Jugendamt dazu die zahl der Mitarbeiter um sieben aufgestockt - nun hat der Stadtrat wieder sieben Stellen genehmigen müssen.

Vor der letzten Stellenschaffung war man noch von 650 jungen Flüchtlingen ausgegangen, um die sich das Stadtjugendamt kümmern muss. Ende vergangenen Jahres waren es aber bereits mehr als 900. Angesichts der der schwierigen Lage bestand breite Übereinstimmung im Stadtrat, dass nur "ein Verteilungsschlüssel für die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge in Bayern" helfen kann: Auch andere Städte sollen sich an der Unterbringung beteiligen.

Die Regierung von Oberbayern habe bereits im Dezember acht Landkreisen sowie den Städten Rosenheim und Ingolstadt je 20 Asylbewerber zugewiesen, sagte deren Sprecher Heinrich Schuster. Er kritisiert vielmehr die Landeshauptstadt angesichts des Hungerstreiks in der Bayernkaserne. Denn mehr als die Hälfte der 132 untergebrachten jungen Flüchtlinge könnte eigentlich in einer städtischen Jugendhilfeeinrichtung leben, weil ein Hilfebedarf festgestellt wurde. Doch es fehlen immer noch Plätze für die jungen Menschen - obwohl seit Mitte 2009 bereits 180 neue Plätze geschaffen worden sind; weitere 90 sollen in der nächsten Zeit entstehen.

Markus Geisel vom bayerischen Flüchtlingsrat kritisiert die Unterbringung aller Jugendlichen in der Kaserne: "Der bauliche Zustand ist nicht ideal", sagt er: "Ihrem Ruhe- und Schutzbedürfnis kann dort nicht entsprochen werden."

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