Donaupost, 12.07.2012

Iranische Flüchtlinge protestieren auf dem Neupfarrplatz

Zeltaufbau: Auf dem Regensburger Neupfarrplatz campieren seit Mittwoch sechs Asylbewerber aus dem Iran. (Foto: knü)

 

Protest auch in Regensburg: Sechs iranische Flüchtlinge streiken seit Mittwoch für die Verkürzung der Asylantrags-Bearbeitung und die Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften. Die Asylbewerber haben sich in einem Zelt auf dem Neupfarrplatz im Herzen der Altstadt positioniert, normalerweise werden sie in einer Chamer Gemeinschaftsunterkunft beherbergt. Bis auf weiteres wollen sie am Neupfarrplatz ausharren - Tag und Nacht. Radikale Aktionen, wie zuletzt in Würzburg, sind bislang nicht geplant.

Der Protest der iranischen Asylbewerber richtet sich gegen die "unmenschlichen Gesetzesregelungen" und "unhaltbaren Zustände im Rahmen der Asylverfahren", wie aus einem Schreiben hervorgeht. Genauer gesagt: Sie fordern die Auflösung der Gemeinschaftsunterkünfte, die Abschaffung der Essenspakete und der Residenzpflicht, das Recht, einer Arbeit nachzugehen sowie eine schnellere Bearbeitung der Asylanträge - sie wollen nicht abgeschoben werden. Mit der Aktion soll auf die "unhaltbare Lebenssituation von Menschen aufmerksam gemacht werden, die ein Leben lang für die Verwirklichung von Freiheit und Gleichheit gekämpft haben."

Einem Flugblatt ist zu entnehmen, dass die Iraner "vor Monaten ihre Heimat verlassen haben, um in Deutschland Zuflucht zu finden". Momentan leben die Asylbewerber in einer Gemeinschaftsunterkunft. "Dadurch haben wir keinen Kontakt zur Bevölkerung und so kann ich mich auch nicht individuell entwickeln", sagte Houmer Hedayatzadeh, Wortführer der Streikenden, unserer Zeitung. Nach Regensburg seien sie gekommen, um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. "Durch die Residenzpflicht sind wir außerdem in unserer Bewegungsfreiheit eingeschränkt."

Würzburg als Vorreiter

Überregionale Aufmerksamkeit hat zuletzt der Protest iranischer Asylbewerber in Würzburg erregt. Selbst vor radikalen Maßnahmen schreckten die Protestführer dort nicht zurück: Einige nähten sich den Mund zu.

Er halte den Streik in Würzburg für sinnvoll, so Hedayatzadeh. Mit der Aktion in Regensburg wolle man sich der "Protestwelle" in Bayern anschließen. Seit letzter Woche wird auch in Aub (Lkr. Würzburg) und Bamberg protestiert. Nürnberg soll am Wochenende folgen. Über Form und Verlauf ihres Protestes wollte Worführer Hedayatzadeh nichts weiteres verlautbaren. "Wir werden abwarten, was passiert."

Das Ziel der Flüchtlinge bleibt: Sie wollen die Anerkennung als politisch Verfolgte erreichen. Denn: "Politisch Verfolgte genießen Asylrecht", so steht es in Artikel 16 a des Grundgesetzes. In Würzburg half der Protest jedenfalls: Inzwischen ist das Gesuch auf Asyl einiger Widerständler anerkannt worden.

Link zum Beitrag:
http://www.idowa.de/home/artikel/2012/07/12/iranische-fluechtlinge-protestieren-auf-dem-neupfarrplatz/309406.html

Zurück