Mainpost, 28.06.2012

Iraner im trockenen Hungerstreik

Ein Flüchtling verschärft abermals seinen Protest und trinkt kein Wasser mehr


„Nur Wasser!“ steht auf der Seitenwand des Pavillons in der Würzburger Innenstadt. Die Unterstützer der streikenden Asylbewerber hängen ein Plakat davor, bevor die Pressekonferenz beginnt. Dort verkündet der Sprecher nämlich, dass einer von ihnen ab Mittwoch nicht nur auf Nahrung, sondern auch auf Wasser verzichten wird. Mohammad Hassanzadeh Kalali habe diesen Schritt bei voller geistiger Gesundheit beschlossen, liest der Sprecher Baset Soleimani, aus seinem Statement vor. „Er will nicht länger hingehalten werden.“

Der trockene Hungerstreik solle zeigen, ob die Bürokratie wirklich wichtiger sei als ein Menschenleben, sagt Soleimani. Kalali wolle nur wissen, wie es um seine Klage am Verwaltungsgericht Regensburg steht. Bisher habe er noch keine schriftliche Antwort bekommen. Martin Hermann, Sprecher des Gerichts, sagt zum Stand: „Wir warten auf eine Auskunft des Auswärtigen Amts.“ Es geht darum, ob Kalali nun wegen des Hungerstreiks in Würzburg die Verfolgung im Iran droht und er daher bleibeberechtigt ist. Wie lange sich das noch hinziehen kann, konnte Hermann nicht sagen.

Viel Zeit bleibt aber nicht. „Wir befürchten, dass er nicht länger als 72 Stunden durchhält“, sagt Soleimani. Kalalis Körper sei schon durch den Hungerstreik geschwächt und die Gruppe mache sich große Sorgen. Doch sagen sie auch, dass in einem freien Land jeder selbst entscheiden könne, wie er protestiert.

Das respektiert auch die Polizei. Die Beamten vor Ort werden einen Rettungswagen oder Notarzt rufen, wenn ärztliche Behandlung notwendig ist, sagt Pressesprecher Michael Zimmer. Doch handele es sich aus polizeilicher Sicht um eine „von den Versammlungsteilnehmern selbst gewählte Art und Weise des Protests und nicht um die Absicht, sich selbst umzubringen“.

Angst davor, mit der erneuten Verschärfung des Protests Unterstützer abzuschrecken, hat die Gruppe nicht. Neben einigen Organisationen, die sich solidarisch zeigten, so Soleimani, könnte sich der Protest auf drei andere Städte ausweiten, falls sich weiterhin nichts bewege. Die Namen der Städte wollen sie aber noch nicht bekannt geben.

Max Koch

Quelle: Mainpost Würzburg

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