junge Welt, 16.02.2010

Hungerstreik ausgesetzt

Flüchtlinge in bayerischen Lagern protestieren nun mit Boykott der Essenspakete

Nach ihrem fast drei Wochen andauernden Hungerstreik haben sich die Flüchtlinge in den niederbayerischen Lagern in Hauzenberg und Breitenberg am Sonntag abend dazu entschlossen, ihren Hungerstreik vorerst auszusetzen. Ihr Protest geht dennoch weiter, teilte der bayerische Flüchtlingsrat am Montag in einer Pressemitteilung mit. Nun boykottieren sie die Essenspakete. »Wir haben in den letzten Tagen gesehen, daß unsere Forderungen nach Bewegungsfreiheit in ganz Bayern, Bargeld statt Essenspaketen und dem Recht auf Arbeit von vielen Seiten unterstützt werden«, berichtet Kabamba Ban Ibanda aus dem Lager in Hauzenberg. »Wir brauchen eine wirkliche Veränderung. Wir können nicht unter den Bedingungen weiterleben, die man uns hier im Lager zumutet«, fügt ein junger Mann aus Breitenberg hinzu, der von Anfang an am Hungerstreik beteiligt war.

In der vergangenen Woche haben zahlreiche politische Parteien und Organisationen, darunter die Landesverbände von Bündnis90/Die Grünen und der Linkspartei, Teile der SPD-Landtagsfraktion, die Jungen Liberalen, die bayerische Bezirkskonferenz des DGB, die ver.di-Jugend München sowie mehrere Bundestagsabgeordnete der Linkspartei die Anliegen der streikenden Flüchtlinge unterstützt. Ein breites Bündnis verschiedener Gruppen aus Passau und München wird nun für die Zeit des Essenspaketeboykotts versuchen, eine Notversorgung der Flüchtlinge zu gewährleisten. Die Streikenden in Hauzenberg und Breitenberg sind optimistisch, daß sich mehr Betroffene ihrem Protest anschließen. »Wir wissen, daß die Flüchtlinge in anderen Lagern unseren Hungerstreik und unsere neue Strategie des Essenspaketboykotts genau mitverfolgen und uns dabei unterstützen wollen«, so Kabamba Ban Ibanda aus Hauzenberg.

Quelle: www.jungewelt.de/2010/02-16/042.php

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