Bayerischer Rundfunk, 15.03.2013
Haderthauer kündigt mehr Geld für Asylbewerber an
Bei ihrem Besuch in der Würzburger Asylbewerberunterkunft hat Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU) angekündigt, mehr Geld für die Beratung von Flüchtlingen zur Verfügung zu stellen. Als Haderthauer wieder abfahren wollte, wurde ihr Wagen von Flüchtlingen blockiert.
Die Ministerin war am Donnerstag (14.03.13) einer Einladung des Würzburger Bischofs Friedhelm Hofmann gefolgt. Hofmann hatte sich seit den Würzburger Flüchtlingsprotesten, die vor einem Jahr begonnen hatten, mehrmals dafür eingesetzt, die Bedingungen in der Unterkunft zu verbessern. Am Donnerstag sagte er, es habe sich schon etwas getan, etwa in den Zimmern, Küchen und sanitären Anlagen, trotzdem müsse man die Asylpraxis weiter kritisch begleiten und besonders die Lage der traumatisierten Kinder im Blick behalten.
Ministerin weist auf Verbesserungen hin
Haderthauer verwies darauf, dass in der Würzburger Einrichtung für Asylbewerber schon einiges verbessert worden sei. So sei bereits in die Sanierung der sanitären Anlagen investiert worden. In dezentralen Unterkünften sei die Lage schlechter als in der Gemeinschaftsunterkunft. Deutschkurse soll es demnächst nicht für Menschen mit einer Anerkennung oder Duldung, sondern auch für Asylbewerber geben. "Deutsch muss vom ersten Tag an von Seiten des Staates gewollt sein, selbst wenn die Leute zurückgehen", sagte Landtagspräsidentin Barbara Stamm, die sich auch die Asylbewerberunterkunft angesehen hatte. Dies gehöre zur Menschenwürde.
Asylbewerber suchten Gespräch mit Ministerin
Am Rande des Treffens gab es Proteste von Aktivisten. Sie ärgerten sich darüber, dass zu dem Gespräch zwar Ehrenamtliche Helfer wie die Caritas, nicht aber die Flüchtlinge selbst eingeladen wurden. Die Grünen-Landtagsabgeordnete Simone Tolle, die nicht offiziell zu dem Gespräch eingeladen worden war, forderte Haderthauer auf, mit den Flüchtlingen zu sprechen, statt nur über sie. Gemeinsam mit zwei Dutzend Asylbewerbern und Aktivisten harrte sie die ganze Zeit über im Freien vor dem Gebäude aus, um die Ministerin zu einem Gespräch mit den Asylbewerbern zu bewegen. Mehrere Flüchtlinge blockierten den Dienstwagen der Ministerin. Haderthauer konnte erst abfahren, als Polizisten den Weg frei machten.
Unterbringung steht in der Kritik
Suizid in der Gemeinschaftsunterkunft
Im Januar 2012 hatte sich in der Würzburger Asylbewerberunterkunft ein Iraner das Leben genommen. Für den offenbar schwer traumatisierten Mann hatte sich zuvor die Hoffnung auf eine Familienzusammenführung mit der Schwester zerschlagen und damit der Auszug aus dem mit über 400 Menschen belegten Gebäude.
Die Würzburger Gemeinschaftsunterkunft, in der zur Zeit 437 Menschen leben, wurde in der Vergangenheit immer wieder kritisiert. Beklagt wurde unter anderem die Lager-Atmosphäre, in der die Bewohner in der ehemaligen US-Kaserne leben müssen, aber auch die lange Ungewissheit bis zur einer Entscheidung über ihre Anerkennung. Bischof Hofmann hatte nach einem Besuch im September 2011 gefordert, die Politik müsse überprüfen, in wie weit die Situation der Asylbewerber gesetzlich verbessert werden könne. Die Gesellschaft sei für diese Menschen mitverantwortlich, so der Kirchenmann.
Quelle: Bayerischer Rundfunk