dapd, 02.12.2010
Haderthauer kritisiert Boykott
Protest in Flüchtlingsunterkünften weitet sich aus
Die seit Wochen andauernden Proteste in bayerischen Flüchtlingsunterkünften weiten sich aus. Nach Angaben der Hilfsorganisation "Karawane München" verweigern mittlerweile rund 500 Bewohner in neun Sammelunterkünften die Annahme der ihnen zugeteilten Essenspakete. Wie "Karawane München" am Donnerstag mitteilte, beteiligen sich inzwischen auch Bewohner in den beiden niederbayerischen Sammelunterkünften Böbrach und Wallersdorf an dem Boykott.
Mit ihrer Protestaktion wollen die Bewohner der Flüchtlingslager eine Verbesserung ihrer Lebensbedingungen erreichen. Laut "Karawane München" fordern sie unter anderem eine Unterbringung in Wohnungen statt in Lagern und die Ausgabe von Essensgeld anstelle der Lebensmittelpakete.
Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU) kritisierte die Protestaktionen. Sie habe kein Verständnis für Asylbewerber, die Geld statt Essenspakete forderten und dafür sogar in den Hungerstreik träten: "Dafür gibt es keinen objektiven Grund", sagte sie der "Passauer Neuen Presse". Wer sich zurecht auf das Asylrecht berufe, werde in der Regel zügig anerkannt und erhalte die vollen Sozialleistungen sowie die Kosten für Wohnung und Heizung. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle aber werde das Gastrecht missbraucht. Haderthauer weiter: "Wer mit den Leistungen in Deutschland nicht zufrieden ist, kann jederzeit zurück."
Die Sozialministerin verwahrte sich gegen Kritik des bayerischen Flüchtlingsrats, sie operiere mit falschen Zahlen und suggeriere, dass fast 100 Prozent der Flüchtlinge keinen Grund zur Flucht aus ihrer Heimat hätten. "Fakt ist: Nur 0,6 Prozent der Antragsteller in Bayern sind tatsächlich Asylberechtigte." Dennoch könnten mehr als 25 Prozent der Antragsteller in Bayern bleiben, weil vielen von ihnen aus humanitären Gründen Schutz gewährt werde.
Quelle:
www.charivari.de/nachrichten/protest-in-fluechtlingsunterkuenften-weitet-sich-aus,4cf7819532d6c.php