Rieser Nachrichten (Nördlingen), 17.05.2008

Flüchtlingsrat lobt die Behörden

Knapp 80 Asylbewerber leben im Landkreis Donau-Ries (vor einigen Jahren waren es noch fast 300). Die meisten von ihnen sind in der Nördlinger Gemeinschaftsunterkunft untergebracht. In der Vergangenheit beklagten sich die Bewohner immer wieder über die sanitäre Ausstattung des Hauses, die Versorgung mit Lebensmitteln oder Kleidung, die Verletzung ihrer Privatsphäre und nicht zuletzt über die medizinische Versorgung. Nach einem Gespräch zwischen einer Delegation der Bewohner der Nördlinger Flüchtlingsunterkunft und Vertretern der Regierung von Schwaben und dem Landratsamt werden nun einige ihrer Forderungen erfüllt. Für Grundsätzliches, wie die Abschaffung der Lagerpflicht und die Auszahlung von Bargeld statt Sachleistungen und Essenspaketen, ist allerdings die Staatsregierung zuständig.

Probleme können teilweise gelöst werden

Felleke Bahiru Kum und Omar Delgasch schilderten die Probleme in der Unterkunft, wie die Versorgung mit warmem Wasser, die Toiletten oder die Ausgabe der privaten Post. Hier kann die Regierung von Schwaben Abhilfe schaffen. Regierungsmitarbeiter Horst Wagner informierte über die Reparatur der Warmwasseranlage. Außerdem habe er mit der Leiterin des Sachgebiets Flüchtlingsbetreuung, Gitta Schmid-Göller, nach einem Ortstermin entschieden, im Erdgeschoss eine zusätzliche Sitztoilette einzubauen. In Bezug auf die Ausgabe der privaten Post sagte Schmid-Göller zu, die Einführung abschließbarer Postfächer im Rahmen eines Modellprojekts zu prüfen. Eine Einscheidung ist bis Ende Juli 2008 zu erwarten.

Über die Schwierigkeiten bei der medizinischen Behandlung und der Versorgung mit Kleidung sprachen die Flüchtlingsvertreter mit Klaus Zimmermann, Fachbereichleiter Sozialwesen beim Landratsamt Donau-Ries. Hier geht es vor allem um die umständliche Anforderung von Krankenscheinen. Sie können beim Landratsamt persönlich abgeholt oder telefonisch angefordert werden. Es dauere bis zu drei Tagen, bis der Krankenschein per Post in Nördlingen ankomme, erklärten die Flüchtlingsvertreter.

Es gibt keinen medizinischen Freibrief

"Natürlich sollen die Asylbewerber die notwendige medizinische Hilfe erhalten," so Zimmermann, "einen generellen Freibrief können wir jedoch nicht ausstellen."

Ob sich am Nördlinger Modell der Kleiderausgabe (die Asylbewerber erhalten im Frühjahr und Herbst Gutscheine; die neuen Kleider werden von einer Firma angeliefert) etwas ändert ist fraglich. Über den Wunsch, die Gutscheine beim örtlichen Handel einzulösen, wird nach Beratung mit anderen Sozialhilfeträgern bis August entschieden.

Der Flüchtlingsrat begrüßte die Gesprächsbereitschaft der Behördenvertreter. "Selten habe ich ein so konstruktives Gespräch zwischen Flüchtlingen und Behörden erlebt", kommentierte Alexander Thal, Sprecher der Organisation.

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