Süddeutsche Zeitung, 14.01.2012

Flüchtlinge wollen im Hungerstreik bleiben

 

Die jungen Flüchtlinge, die in der Bayernkaserne in den Hungerstreik getreten sind, wollen ihre Protestaktion fortsetzen. 'Wir warten bis Montag', sagte der 16-jährige Nabi, der Sprecher der Gruppe. Dann soll laut Andreas Herden von der Inneren Mission ein Gespräch zwischen den Streikenden und den zuständigen Behörden arrangiert werden. Zur Zeit hungern nach eigenen Angaben noch 59 der 132 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge, die in der Erstaufnahmeunterkunft leben. Ein Sprecher der zuständigen Regierung von Oberbayern erklärte dagegen, dass sich einige der Hungerstreikenden bereits wieder Essenpakete geholt hätten. Ein Jugendlicher liege noch immer im Krankenhaus. Er war mit 19 weiteren Jugendlichen in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag in eine Klinik gebracht worden.

Kritik an der bayerischen Flüchtlingspolitik übt die Stadtratsfraktion der Grünen. Der Hungerstreik sei die Folge einer 'inhumanen und internationale Vereinbarungen missachtenden Politik'. Die grüne Landtagsabgeordnete Claudia Stamm verwies auf somalische minderjährige Flüchtlinge, die im November in der Bayerkaserne in den Hungerstreik getreten waren. Seitdem sei 'fast nichts' passiert. Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) sagte, dass vom kommenden Schuljahr an für die Jungen der Bayernkaserne eine neue Lehrkraft eingestellt werde, die Deutschkurse anbiete. Dies sei allerdings 'keine aktuelle Reaktion auf den Hungerstreik'. Ein Sprecher der Regierung von Oberbayern, die in der Bayernkaserne das Hausrecht hat, betonte, die Regierung habe nicht versucht, Gespräche zwischen Jugendlichen und Medien zu unterbinden. Von der Betreuung in einer Klinik hätten 'hinzugezogene Ärzte' die Flüchtlinge überzeugt.

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