Nürnberger Nachrichten, 05.11.2012
Flüchtlinge: Caritas verlangt mehr Respekt
Essenspakete menschenunwürdig — Brandanschlag auf Asylunterkunft bei Landshut?
Der Staat solle bei der Versorgung von Flüchtlingen „mehr Respekt und Einfühlungsvermögen walten lassen“, sagte Landes-Caritasdirektor Bernhard Piendl. Er forderte die Behörden auf, mehr Aufnahmeplätze für Flüchtlinge zu schaffen und die Beratungsstellen für Asylsuchende finanziell besser auszustatten. Es sei nicht menschenwürdig, die Flüchtlinge mit Essenspaketen zu versorgen. Sie sollten ein eigenes finanzielles Budget erhalten, um damit selbst einkaufen gehen zu können. Dies lehnt die Staatsregierung bisher ab.
Der bayerische Flüchtlingsrat setzt sich für ein schnelles Ende der Lagerregelung für Flüchtlinge ein. „Das bayerische Verfahren ist absurd“, sagte Geschäftsführer Alexander Thal. Die Probleme seien „hausgemacht“. Denn in Bayern müssten die Bezirke Gemeinschaftsunterkünfte mit 50 Plätzen und mehr anbieten. Gelinge dies nicht, würden Kreise und Städte in die Pflicht genommen. Thal: „Die müssen dann schnell Wohnungen für 20 bis 30 Flüchtlinge organisieren. Das ist aber nahezu unmöglich.“
Als Folge seien die zentralen Aufnahmelager München und Zirndorf total überfüllt. Bayern wolle mit der Regelung „die Bereitschaft zur Rückkehr in das Heimatland fördern“, so der Flüchtlingsrat. Tatsächlich führe die Praxis aber zu schlechten Bedingungen in den Lagern und zu Eingriffen in die Intimsphäre der Menschen.
Caritas-Direktor Piendl plädierte für eine Versachlichung der Asyldebatte. Der Zustrom von Flüchtlingen nach Bayern sei in letzter Zeit erheblich gestiegen, aber die Zahlen seien nicht mit den Höchstständen von vor 20 Jahren vergleichbar. Rufe nach einer Wiedereinführung der Visapflicht für Balkanländer bewertete er als „deutlich überzogen“.
In einer Asylunterkunft im Kreis Landshut hat es am Wochenende gebrannt. Die zwölf Bewohner konnten sich in Sicherheit bringen. Die Behörden halten einen Anschlag aus fremdenfeindlichen Motiven zumindest für möglich. In den letzten Tagen hatte es anonyme Drohungen gegen das Asylheim gegeben.
Quelle: Nürnberger Nachrichten