Der Neue Tag (Amberg), 20.04.2009

Die Menschen drängen sich auf engstem Raum

"LagerInventour" des Bayerischen Flüchtlingsrats führt auch nach Amberg - In der Stadt wohnen derzeit 200 Asylbewerber

Auf ihrer einwöchigen "LagerInventour" informierten sich der Geschäftsführer des Bayerischen Flüchtlingsrates, Matthias Weinzierl, sowie seine Mitarbeiter Agnes Andrae und Marc Speer am Samstag auch über die Situation der in Amberg untergebrachten Asylbewerber. Anne Kuchler, die Flüchtlingsberaterin der Caritas, bemängelte, dass selbst Menschen, die wegen ihrer Nationalität grundsätzlich mit einer Anerkennung rechnen könnten, sich trotzdem auf ihre Ausreise einstellen müssten.

Ihr Aufenthaltsbereich werde eingeschränkt, sogar dann, wenn sie Amberg nur verlassen wollten, um ihre religiösen Pflichten zu erfüllen. Ausnahmegenehmigungen seien möglich, aber gebührenpflichtig. Für eine Familie, die sowieso kein Geld habe, seien zehn Euro eine sehr große Summe, meinte Kuchler.

Die Mitglieder des Flüchtlingsrates sind in allen bayerischen Regierungsbezirken unterwegs, um sich auf die in Kürze im Landtag stattfindende Expertenanhörung zur Lebenssituation in den Flüchtlingslagern vorzubereiten. Erstmals hätten die Abgeordneten einstimmig eine solche Anhörung beschlossen, so Flüchtlingsrat-Sprecher Alexander Thal in einer Presseerklärung. Das bayerische Aufnahmegesetz sei eines der rigidesten in Deutschland, mit der Folge, dass Flüchtlinge im Freistaat auf engstem Raum und unter schwierigsten Verhältnissen untergebracht würden, um die Bereitschaft zur Heimkehr zu erhöhen.

Derzeit leben in Amberg nach Angaben von Anne Kuchler knapp 200 Asylbewerber, darunter etwa 80 Yeziden aus dem Irak. Der Rest komme aus Osteuropa, vorderasiatischen Staaten, der ehemaligen Sowjetunion, Palästina und Afrika. Probleme gebe es häufig wegen unterschiedlicher behördlicher Zuständigkeiten. Die Zusammenarbeit mit dem Ausländeramt der Stadt beurteilte Kuchler aber durchaus positiv.

Nach einem Rundgang durch die Asylbewerber-Unterkunft schilderten die Bewohner den Vertretern des Rats ihre Sorgen und Nöte. Sie erzählten, wegen geringer Sozialleistungen könnten Familien mit Kindern vielfach nicht einmal das für die Schule dringend benötigte Unterrichtsmaterial beschaffen, auch scheitere die Teilnahme an Schulausflügen meist am Geld. Jugendlichen Flüchtlingen fehle jegliche Perspektive. Mangelnde oder gar keine Berufsausbildung und die nicht vorhandene Arbeitserlaubnis führten dazu, dass sie nicht arbeiten könnten.

Mathias Weinzierl berichtete, es gebe bereits viele Kommunen, in denen die geduldeten Asylbewerber offiziell einer Arbeit nachgehen und so für den eigenen Unterhalt sorgen könnten. Der Flüchtlingsrat befürworte auch, den Asylbewerbern Geld zur Eigenversorgung auszubezahlen. Das komme immer noch billiger, als das Ankarren von Lebensmitteln zweimal in der Woche über mehrere hundert Kilometer, wie es in Amberg praktiziert werde. Auch die Unterbringung in Sammelunterkünften sei nicht mehr zeitgemäß.

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