Süddeutsche Zeitung, 22.10.2010

'Betonschädel 2010' geht an Ausländeramt

Im Ausländeramt des Landkreises Straubing-Bogen arbeitet nach Ansicht von Flüchtlingsverbänden der 'härteste' Sachbearbeiter Bayerns. Das Netzwerk Lagerland und der Bayerische Flüchtlingsrat haben diesem Beamten den 'Betonschädel 2010' verliehen, teilten sie nach einem Treffen mit Vertretern des Amtes mit. Der Sachbearbeiter behandle Flüchtlinge respektlos und arbeite mit Drohungen. Vor allem bei der sogenannten Residenzpflicht lege der Beamte 'überharte Kriterien' an.

Im Juni hatte der Bayerische Landtag einstimmig gefordert, dass sich Flüchtlinge künftig im gesamten Regierungsbezirk frei bewegen dürfen und nicht mehr nur in ihrem zugewiesenen Landkreis. Das Innenministerium hatte daraufhin die Reisefreiheit erleichtert; eine Rechtsverordnung soll in diesem Herbst folgen. Die Flüchtlingsverbände beklagen, dass diese Erleichterungen in Straubing-Bogen nicht umgesetzt würden. 'Der Sachbearbeiter behandelt Flüchtlinge respektlos', sagte Alexander Thal vom Bayerischen Flüchtlingsrat.

Das Landratsamt teilte mit, dass man den Preis - ein halbes Hirn aus Gips - nicht annehme, aber sehr offen gesprochen habe. 'Wir arbeiten im Ausländeramt hilfsbereit und bürgerfreundlich', sagte Sprecher Markus Mühlbauer. Die Sachbearbeiter hätten allerdings immer wieder schwierige Entscheidungen zu treffen, die manchmal für die Betroffenen auch 'hart' seien. Die Klagen der Flüchtlingsverbände habe man 'sehr gerne aufgenommen' und werde die Fälle intern nochmals diskutieren, kündigte der Sprecher an.

Quelle: Süddeutsche Zeitung

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