Erlanger Nachrichten, 31.01.2012

Beamter im Rathaus mit dem T-Shirt „Sheriff Gnandenlos“

Stadt räumt Fehler ein


Sein Rechtsanwalt hatte die Bezeichnung „Sheriff Gnadenlos“ als „Diffamierung“ gegeißelt. Gerichtlich wollte der Mitarbeiter der Ausländerbehörde seinen Kritikern verbieten lassen, ihn derart zu titulieren. Jetzt hat sich herausgestellt: Er hat sich selbst öffentlich so bezeichnet. Der Mitarbeiter hat ein T-Shirt mit der Aufschrift „Sheriff Gnadenlos“ getragen — im Erlanger Rathaus während der Dienstzeit.

ERLANGEN — Der Pressesprecher der Stadt, Peter Gertenbach, hat dies gestern eingeräumt. „Einmal, zweimal hat er das T-Shirt im Rathaus angezogen“, bestätigt Gertenbach auf Anfrage ENInformationen. Bei der Beratung von Flüchtlingen allerdings, so Gertenbach, habe der Mann das T-Shirt „definitiv nicht getragen“.

Als Günter Schiffmann, der Amtsleiter, mitbekommen habe, dass der Mitarbeiter in der Dienstzeit mit einem T-Shirt mit der Aufschrift „Sheriff Gnadenlos“ herumlaufe, habe er dem Bediensteten sofort untersagt, sich damit im Rathaus zu zeigen.

Eine Rüge oder eine andere Sanktion für dieses Verhalten sei „nach meiner Kenntnis“, so Gertenbach, nicht ausgesprochen worden. Ende vergangener Woche hatte sich Schiffmann im Gespräch mit den EN nicht daran erinnert, dass der Mitarbeiter das T-Shirt im Amt getragen habe.

Der Pressesprecher der Stadt Erlangen findet das Verhalten des Mitarbeiters der Ausländerbehörde „absolut unglücklich“ und bittet gleichzeitig um Verständnis. Gertenbach interpretiert die Aktion als „demonstrative Form des Sarkasmus“, als Reaktion auf die Vorwürfe, die ihm gemacht worden seien. Der Mitarbeiter sei davon überzeugt, die gesetzlichen Regelungen ordentlich zu erfüllen.

Auf die Idee, sich das T-Shirt zuzulegen, sei er gekommen, nachdem im Sommer des vergangenen Jahres der Bayerischen Flüchtlingsrat ihn in einer Pressemitteilung öffentlich als „Sheriff Gnadenlos“ bezeichnet hatte.

Vergleich vor Gericht

In einer gerichtlichen Auseinandersetzung im Januar hatte der Mitarbeiter (wie mehrfach berichtet) versucht, dem Bayerischen Flüchtlingsrat unter anderem untersagen zu lassen zu behaupten, er arbeite mit allen Tricks, um Flüchtlinge an der Wahrung ihrer Interessen zu hindern. Die Verhandlung endete mit einem Vergleich: Der Flüchtlingsrat nennt nicht mehr den Namen des Mitarbeiters, darf aber nach wie vor seine harsche Kritik öffentlich äußern.

Am gestrigen Dienstag waren weder die Rechtsreferentin Erlangens noch Oberbürgermeister Siegfried Balleis für eine Stellungnahme zu erreichen.

Ralf H. Kohlschreiber

Quelle: Erlanger Nachrichten

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