Fränkischer Tag, 18.07.2012

Bamberg: "Flucht ist kein Verbrechen"

300 Menschen beteiligten sich bei einem Protestzug durch die Stadt, zu dem drei iranische Asylbeweber aufgerufen hatten

Die Demonstranten ziehen durch die Lange Straße. Foto: Miichael Gründel


"Flucht ist kein Verbrechen" stand auf dem riesigen Transparent, das Hadi Ghaeni, Ashkan Delanvar und Siamal Wosoughi Parsa vor sich hertrugen. Die drei iranischen Flüchtlinge, die zurzeit auf dem Markusplatz für bessere Bedingungen für Asylbewerber protestieren, führten am Montagabend einen Demonstrationszug durch die Stadt an. Laut Polizeiangaben beteiligten sich etwa 300 Personen.

Vom Markusplatz aus ging die Route über die Löwenbrücke, Königsstraße, Luitpoldbrücke, Lange Straße bis zum Gabelmann, wo eine Abschlusskundgebung stattfand. Bei der Demo habe er zum ersten Mal gefühlt, wie sich Demokratie anfühlt, sagte Hadi Ghaeni. Auf der Kundgebung informierte er die Zuhörer in einer Rede über die Situation der drei iranischen Asylbeweber. Er erzählte von den Verfolgungen durch die Sicherheitspolizei im Iran, von Massenexekutionen, geheimen Gefängnissen und Folter. "Wir mussten aus dem Iran fliehen, um unsere Leben zu retten. Wir mussten unsere Familien zurücklassen und verloren Alles".

Für die drei sei es beschämend, auf Sozialhilfe angewiesen zu sein, erklärte Haedi, denn sie möchten nützliche Mitglieder der Gesellschaft sein, wie er betonte. Die Isolation von der Gesellschaft und die ungewisse Lage mache sie zusehens kaputt: "Mittlerweile haben wir schon oft gedacht, dass es besser gewesen wäre, im Iran zu bleiben. Obwohl das bedeutet hätte, die Folter ertragen zu müssen und möglicherweise zu sterben. Aber wir hätten unsere Würde bewahrt."

Politik ist gefordert

Auch Peter Ehmann, Geschäftsführer der Caritas Bamberg, ergriff das Wort. Er verdeutlichte die Situation in Oberfranken: Zurzeit sind - Tendenz steigend - etwa 950 Flüchtlinge in 14 Gemeinschaftsunterkünften untergebracht. Ehmann nannte etliche Forderungen an die Politik: Kettenduldungen etwa müssten durch realistische und erfüllbare Bleiberechtsregelungen abgelöst werden. Duldung heiße: "Unklarheit, Residenzpflicht und faktischer Ausschluss vom Arbeitsmarkt - Leben auf Probe", so Ehmann. Der Caritas-Geschäftsführer forderte außerdem eine Verbesserung der Unterbringung sowie eine umfangreiche Flüchtlingsbetreuung, beispielsweise Begleitung im Asylverfahren, Unterstützung bei Behördengängen, Vermittlung von Schuleinrichtungen. Auch Hadi Ghaeni machte die Forderungen der Asylbewerber deutlich: mehr Transparenz in den Asylverfahren und schnellstmögliche Entscheidungen.

Am Tag darauf zeigen sich die drei iranischen Protestler von der Unterstützung und der Demo begeistert: "Im Iran hätte ich die Rede keine zwei Minuten gehalten...", sagt Hadi Ghaeni. Und sein Mitstreiter Ashkan Delanvar bringt den Satz zu Ende: "...Sie hätten dich sofort erschossen."

Tim-Niklas Kubach

Quelle: Fränkischer Tag

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