Nürnberger Zeitung, 03.02.2012

Balleis: Menschliche, aber unkluge Reaktion

T-Shirt-Aktion eines Erlanger Behörden-Mitarbeiters sorgt für späte Aufregung


Die Geschichte hat sich zwar bereits im Frühjahr 2011 zugetragen, bekannt ist sie aber erst jetzt geworden. Und nun ist die Aufregung groß. So soll ein Mitarbeiter der Erlanger Ausländerbehörde damals während seiner Dienstzeit ein T-Shirt mit der Aufschrift "Sheriff Gnadenlos" getragen haben – eine Bezeichnung, die der Bayerische Flüchtlingsrat dem Mitarbeiter im vergangenen Jahr gab, um dessen Entscheidung in einem Flüchtlingsfall zu kritisieren.

Als „Sheriff Gnadenlos“ wurde der Mitarbeiter im November erneut tituliert, in der Mitteilung einer Pressekonferenz mehrerer Flüchtlingsorganisationen – darunter auch der Bayerische Flüchtlingsrat (die NZ berichtete). Wieder ging es um Kritik an seinen Entscheidungen. Zudem wurde sein Name veröffentlicht. Danach wollte der Mitarbeiter dem Flüchtlingsrat per Unterlassungserklärung unter anderem diese Bezeichnung verbieten lassen.

Auf NZ-Anfrage bestätigte der Mitarbeiter, das T-Shirt in seiner Dienstzeit einige Male getragen zu haben. Rückblickend bezeichnet er die Aktion als „unglücklich“. Er sei aber „ärgerlich“ und „erschrocken“ gewesen, als er im Frühjahr als „Sheriff Gnadenlos“ bezeichnet wurde. „Das hat mich tief getroffen.“

Mit dem T-Shirt wollte er seine Betroffenheit verarbeiten. Dass er die Bezeichnung vor kurzem verbieten lassen wollte, begründet er damit, dass in der Mitteilung zur Konferenz neben dieser auch sein vollständiger Name genannt wurde.

Mittlerweile haben sich der Mann und der Flüchtlingsrat vor Gericht auf einen Vergleich geeinigt. Der Rat nennt nicht mehr den Namen, darf aber weiterhin Kritik üben und ihn als „Sheriff Gnadenlos“ bezeichnen.

Oberbürgermeister Siegfried Balleis (CSU) bezeichnete das Verhalten des Mannes, das T-Shirt zu tragen, gestern als „unglücklich“ und als „Ausdruck stillen Protestes“ gegen die Kritik. Balleis hält diese Reaktion zwar für eine „menschliche“, aber für keine „kluge“. „Da hat er in der Tat einen Fehler gemacht.“

Bei einer Gesprächsrunde am 15. Februar im Rathaus werden noch einmal die Vorwürfe gegen den Mitarbeiter Thema sein. Neben Vertretern des Stadtrats und der Ausländerstelle sind auch Rechtsreferentin Marlene Wüstner, der Ausländer- und Integrationsrat sowie die Flüchtlingsorganisationen der Pressekonferenz geladen.

Ob OB Balleis zu der bislang nicht öffentlichen Runde erscheint, ist offen. Eine Teilnahme, heißt es in einer Erklärung, werde davon abhängig gemacht, ob die namentliche Nennung des Mitarbeiters „im Umfeld der Pressekonferenz von Ende November von den Verantwortlichen ausdrücklich bedauert wird“. Alexander Thal vom Bayerischen Flüchtlingsrat hat bereits erkennen lassen, dass er sein Bedauern nicht ausdrücken wird.

Derzeit denkt die Stadt nach, ob in Zweifelsfällen zwei statt nur ein Mitarbeiter in der Asylbewerberstelle einen Fall bearbeiten sollen.

Christiane Fritz

Quelle: Nürnberger Zeitung

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