Augsburger Allgemeine, 25.06.2013

Auch Neuburger Asylbewerber im Hungerstreik

In München fordern über 70 Flüchtlinge ein besseres Leben


Seit drei Tagen befinden sich mitten in München zwischen 70 und 90 Asylbewerber vieler Nationen im Hungerstreik. Sie haben am Samstag am Rindermarkt ein Lager aufgeschlagen, in dem sie ausharren, um die Öffentlichkeit auf ihre Situation aufmerksam zu machen: auf die aus ihrer Sicht unwürdigen Bedingungen, unter denen sie in Deutschland leben müssen. Unter ihnen befinden sich auch Bewohner der Neuburger Gemeinschaftsunterkunft. „Etwa sechs Menschen aus Neuburg sind unter uns“, bestätigte gestern auf Anfrage der Sprecher der Streikenden, Omid Moradian.

In Bayern ist es besonders schlimm

Warum findet dieser Hungerstreik in München statt? Omid Moradian: „In Bayern ist es besonders schlimm. Schlimmer als in anderen Bundesländern.” Damit spielt er auf die bayerische Gepflogenheit an, Essenspakete anstelle von Taschengeld auszugeben und die Asylbewerber in Gemeinschaftsunterkünften unterzubringen, die von ihnen oft als „Lager” empfunden werden.

Mit ihrem Hungerstreik wollen die Flüchtlinge auch einen Dialog mit den Politikern erreichen. „Die Länder der ersten Welt, also auch Deutschland, haben mit Kapitalismus, Kolonialismus und Imperialismus unsere Heimatländer kaputtgemacht. Jetzt fordern wir ein besseres Leben hier. Wir wollen Bürger dieser Länder sein“, formuliert Moradian. „Wir wollen hier leben wie normale Menschen.“

Nach drei Tagen sind sie geschwächt

Im provisorischen Lager der Streikenden befinden sich Männer, Frauen und Kinder. Es gehe ihnen den Umständen entsprechend gut, sagte ihr Sprecher, „aber natürlich sind sie nach drei Tagen ohne Essen geschwächt.“ Sie stehen unter ärztlicher Betreuung.

Der Hungerstreik hat bis vergangene Nacht 24 Uhr gedauert. Am heutigen Dienstag, 10 Uhr, werden die Betroffenen dann eine Pressekonferenz auf dem Rindermarkt geben und über ihre weiteren Aktionen informieren. (wüb)

Quelle: Augsburger Allgemeine

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