Mainpost, 17.07.2012

Aub: Asylbewerber beginnen Hungerstreik

Seit 13 Tagen protestieren Flüchtlinge aus Afghanistan, Iran und Irak auf dem Auber Marktplatz

Nur noch Flüssigkeit: Neun Auber Asylbewerber verschärfen mit einem Hungerstreik ihren Protest gegen die deutsche Asylpraxis. Foto: Thomas Fritz


Vorgestern, am Sonntag, brachte eine Frau aus Aub den Asylbewerbern am Marktplatz noch Kaffee und Kekse vorbei. Darüber haben sich die zehn Männer, die seit 13 Tagen hier in ihren Zelten verharren und gegen die Asylpolitik der Bundesregierung protestieren, noch gefreut. War es doch mit eine der letzten Mahlzeiten, die sie noch zu sich genommen haben. Denn am Montag haben sie beschlossen, einen Hungerstreik zu beginnen, weil bislang niemand auf ihre Forderungen eingegangen ist.

Aub am Montagnachmittag. Wieder bläst ein kräftiger Wind. Es ist kalt. Dick eingemummt in Schlafsack und Decken liegen ein paar Männer im neuen Zelt und dösen vor sich hin. Eine Frau aus Aub hat ihnen die neue Behausung überlassen. Denn das alte Partyzelt aus dünnem Stoff hat schlapp gemacht.

Gleich nach den ersten heftigen Windböen vergangene Woche hat es gezeigt, dass es für einen lang angelegten Protest nicht geeignet ist. Die Zeltstangen sind gebrochen.

Noch bis Ende dieses Monats haben die Asylbewerber eine Erlaubnis, in einem Zelt auf dem Auber Marktplatz zu protestieren. Übernachten dürfen sie hier nicht. Trotzdem sind sie rund um die Uhr vor Ort – schichtweise. Bis Monatsende wollen die Flüchtlinge auch hungern. Zu diesem Schritt haben sie sich entschieden, weil bislang niemand gekommen sei, um mit ihnen zu sprechen. Ihr Acht-Punkte Katalog, der sich gegen die Asylpraxis wendet (wir berichteten) wird ignoriert.

Die Flüchtlinge fordern unter anderem eine schnellere Bearbeitung ihres Aufnahmeverfahrens und wenden sich unter anderm gegen die Unterbringung in Mehrbettzimmern im Auber Schloss. Auch die Residenzpflicht lehnen sie ab.

„Der Hungerstreik ist der nächste Schritt unseres Protests“, erklärt Ashkan Kharasoni. Unterstützung würden sie dabei aus Würzburg und Regensburg bekommen – auch hier protestieren Asylbewerber. Ob die Flüchtlinge aus Afghanistan, Iran und Irak noch einen Schritt weiter gehen und auch auf das Trinken verzichten, wissen sie noch nicht. Montagnachmittag bekamen sie dann auch Besuch von Polizisten und Vertretern des Landratsamtes.

„Wir haben die ärztliche Versorgung abgeklärt und erörtert, was ist, wenn es jemanden schlecht geht“, sagt Armin Fuchs, stellvertretender Leiter der Ochsenfurter Polizei.

Thomas Fritz

Quelle: Mainpost

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