Passauer Neue Presse, 23.07.2010

Asylbewerber verweigerten Verlegung nach Schöllnstein

Vor ihrer bisherigen Baracken-Unterkunft in Landshut warteten die Asylbewerber ab, bis der Bus, der sie nach Schöllnstein bringen sollte, wieder abgefahren war. (Foto: Schöttl)

 

Der Bus, der rund 50 Landshuter Asylbewerber gestern nach Schöllnstein im Landkreis Deggendorf bringen sollte, blieb leer. „I will only enter the bus over my dead body“, was soviel heißt wie „Nur über meine Leiche“, brachte einer von ihnen den Protest der Flüchtlinge gegen den vorübergehenden Umzug zum Ausdruck. Und der hatte letztlich Erfolg: Nach zwei chaotischen Stunden wurde von der Stadt Landshut ein „Notfallplan“ umgesetzt, in dessen Rahmen alle Asylbewerber in provisorischen Quartieren in Landshut bleiben können.


Gestern in den Morgenstunden hatte ein Möbelwagen vor der Unterkunft geparkt. Der Aufforderung, ihre Habseligkeiten zum Abtransport bereitzustellen, negierten die Flüchtlinge. Nur aus Gemeinschaftsräumen wurden ein paar Einrichtungsgegenstände zum Möbeltransporter gebracht. Inzwischen hatten sich zahlreiche Sympathisanten am Ort des Geschehens eingefunden.


Die Spannung stieg, als in den Mittagsstunden ein großer Reisebus vorfuhr, der die Asylbewerber nach Schöllnstein bringen sollte. Nach gut einer Stunde fuhr er ab - leer. Zuvor hatten mehrere Asylbewerber ihre Weigerung in die Mikrofone und Blöcke der Medienleute diktiert. Einer erzählte von einem „Bad, bad place, called Bayerischer Wald“, also von einem schlimmen Platz, an den man ihn bringen wolle. Und gemeinsam skandierte man: „Eins, zwei, drei, vier, alle Leute bleiben hier.“ Nach der Abfahrt des Busses brachen Flüchtlinge und Asylbewerber in Jubel aus. Regierungs-Pressesprecher Michael Bragulla zeigte sich enttäuscht, dass das Angebot nicht angenommen wurde: „Noch gestern hatte es geheißen, der Großteil gehe nach Schöllnstein. Offensichtlich hat hier über Nacht ein massiver Druck stattgefunden, die Leute wurden verunsichert und aufgehetzt.“


Dann die überraschende „Lösung“: Der Pressesprecher der Stadt Landshut, Thomas Link, übermittelte den „Notfallplan“. Eine Halle auf dem Kasernengelände, auf dem innerhalb von 14 Tagen eine Übergangsunterkunft bis zum Neubau des künftigen Asylantenheims hergerichtet werden soll, werde als Notquartier zur Verfügung gestellt. Hier könnten 20 Flüchtlinge Aufnahme finden, der Rest sei inzwischen in Unterkünfte der Wohlfahrtsverbände vermittelt worden. In der Halle würden Feldbetten aufgestellt, auch mobile Toilettenanlagen stünden zur Verfügung. Die Flüchtlinge könnten in dem Notquartier bleiben, bis das Kasernengebäude bezugsfertig sei.


Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) kritisierte das Verhalten der Flüchtlinge und Asylbewerber scharf. „Die Flüchtlinge wissen nicht, was sie reden“, sagte er der PNP. Angesichts der Tatsache, dass sich der Freistaat um eine angemessene Unterkunft bemühe, sprach Herrmann eine Warnung aus: „Von den Asylbewerbern, die als Gäste in unserem Land sind, erwarte ich ein entsprechend kooperatives Verhalten - noch dazu, wo die Regierung von Niederbayern eine Garantie für die Rückkehr nach Landshut gegeben hatte.“

Von Walter Schöttl und Alexander Kain

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