Passauer Neue Presse, 02.02.2010

Asylbewerber treten in Hungerstreik

15 von 102 beteiligen sich: Sie fordern mehr Freiheiten und Rechte

Mit einer Streikaktion kämpft seit einigen Tagen eine Gruppe von Asylbewerbern in den Unterkünften Hauzenberg und Breitenberg um weitere Rechte und Freiheiten. Derzeit nehmen in Hauzenberg zehn, in Breitenberg fünf ihre ihnen zugeteilten Lebensmittelpakete nicht an und trinken nach eigenen Angaben nur Wasser oder Tee.

In beiden Unterkünften sind insgesamt 102 Asylbewerber untergebracht. Drei Hauptforderungen stellen die „Hungerstreikenden“: das Recht auf Arbeit, mehr Bewegungsfreiheit innerhalb von Bayern und auch außerhalb des Landkreises sowie Bargeld-Zuteilungen statt der bisherigen Essenspakete.

Im Gespräch mit der PNP schilderten gestern Kabamba Ban‘ibanaa (32), Asylbewerber aus dem Kongo, sowie Ahmad Mahasna (23) aus Palästina, warum sie sich an der Aktion beteiligen. Der Kongolese verweist auf die Praxis in anderen Bundesländern. Dort bekommen die Asylbewerber Geld, um die 250 Euro pro Monat, um sich Lebensmittel zu besorgen. „Ich würde einfach gern selber in den Shop gehen, um mir meine Sachen zu kaufen“, meint er. Ein zweites Anliegen: „Wir wollen arbeiten“, formuliert er knapp. Nach dem derzeitigen Verfahren sei es zu kompliziert, eine Arbeit zu bekommen. Manche Kollegen seien schon acht Jahre in der Unterkunft. „Aber immer nur essen und schlafen, das hält keiner aus.“

Ahmad Mahasna geht auf den dritten Punkt ein. „Wir wollen das Recht, in ganz Bayern zu reisen“, sagt er. So wie Asylsuchende in anderen Bundesländern auch. Viele Hauzenberger würden gern öfter nach München fahren, laut Mahasna fast eine Unmöglichkeit. Er rechnet vor: Um eine Genehmigung für eine Fahrt nach München zu bekommen, muss er zehn Euro zahlen. Er bekommt aber nur 40 Euro Taschengeld im Monat. Mit den restlichen 30 Euro sollte er Bus, Zug und Verpflegung für die Fahrt zahlen. Für eine Cola am Bahnhof reicht es nicht mehr.
MdL Eike Hallitzky von den Grünen beschäftigt sich seit langer Zeit mit der Lage der Asylbewerber. Auch er hält in den Gemeinschaftsunterkünften eine „Verpflegungspauschale“ statt Essenspaketen für vernünftiger, „zumal es in Hauzenberg und Breitenberg relativ preisgünstig ist“, sich selbst zu verpflegen. „Das Asylbewerberrecht würde in Bayern eine solche Regelung zulassen“, meint er. Dass mit 40 Euro Taschengeld Fahrten in Zentren, selbst nach Passau, unerschwinglich sind, sieht auch er ein. Er verweist darauf, dass in all den genannten Fragen, auch bei der Arbeitserlaubnis, die bisherige „harte Haltung“ der Staatsregierung zunehmend in Frage gestellt werde. Das hat er auch gestern der Leiterin des Sachgebiets für Flüchtlingsbetreuung bei der Regierung von Niederbayern geschrieben.

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