17.08.2009
Verleihung des Menschenrechtspreises 2009 an geduldete Flüchtlinge
Die Stiftung PRO ASYL verleiht ihren Menschenrechtspreis, die PRO ASYL-Hand, in diesem Jahr an Nissrin Ali und Felleke Bahiru Kum für ihren Einsatz gegen die Lagerunterbringung von Asylbewerberinnen und Asylbewerbern
In Deutschland leben zahlreiche Asylbewerber in Flüchtlingslagern ohne Chance auf ein selbstbestimmtes Leben und in ständiger Angst vor Abschiebung. Nissrin Ali, eine staatenlose Kurdin aus Syrien, die mit 13 Jahren nach Deutschland kam, lebt seitdem mit ihrer Familie im Lager. Sie hat hier ihren Hauptschulabschluss gemacht, darf aber nicht arbeiten. „Man lebt nicht, man stirbt langsam“, sagt Nissrin Ali über ihre Erfahrungen in der Sammelunterkunft. Statt sich in die vorgegebene Passivität einzufügen, engagiert sie sich politisch gegen Lagerunterbringung und für eine gerechte Bleiberechtsregelung.
Der Äthiopier Felleke Bahiru Kum hat sich während seines inzwischen über 9 Jahre dauernden Aufenthalts in Flüchtlingslagern unermüdlich für die Rechte der Bewohner eingesetzt und jede Gelegenheit genutzt, die Öffentlichkeit auf die Missstände aufmerksam zu machen. Die beiden haben der bayerischen Sozialministerin persönlich eine Petition mit über 3.000 Unterschriften gegen die Lagerpflicht überreicht und sind im bayerischen Landtag als Experten zum Asylbewerberleistungsgesetz angehört worden.
Mit der Auszeichnung Frau Alis und Herrn Kums würdigt die Stiftung PRO ASYL deren beispielhaften Einsatz für die Menschenrechte Asylsuchender und gegen Diskriminierungen in Deutschland. Durch ihr Engagement haben sie eindrucksvoll gezeigt, dass Betroffene trotz aller Widerstände erfolgreich für ihre eigenen Rechte eintreten können. Felleke Bahiru Kum meint dazu schlicht „nichts zu tun, wäre ein verlorenes Leben“.
PRO ASYL kritisiert seit langem das soziale Elend und die unmenschliche Ausgrenzung, denen Schutzsuchende durch den Lagerzwang in Deutschland ausgesetzt sind. Es ist höchste Zeit, das Asylbewerberleistungsgesetz abzuschaffen, so dass Asylsuchende in Deutschland ein menschenwürdiges Leben führen können. „Das Vegetieren in derartigen Behausungen ist nicht hinnehmbar,“ so Günter Burkhardt, Vorstand der Stiftung PRO ASYL.
Der Menschenrechtspreis der Stiftung PRO ASYL wird seit 2006 jährlich verliehen. Ausgezeichnet werden Personen und Organisationen, die sich in herausragender Weise für die Achtung der Menschenrechte und den Schutz von Flüchtlingen einsetzen. Die Plastik der PRO-ASYL-Hand hat der in Buenos Aires geborene Künstler Ariel Auslender, der als Professor an der TU Darmstadt lehrt, geschaffen. Die Preisverleihung findet am 5. September 2009 um 14.00 Uhr in Frankfurt statt. Die Laudatio hält Frau Prof. Dr. Däubler-Gmelin, Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe.
gez. Günter Burkhardt, Vorstand