11.03.2020

Unkontrollierte Fluchtbewegung made by Bayern

Sammelabschiebung nach Afghanistan: Bayern treibt Afghanen zur Weiterflucht in andere EU-Staaten

 

Am heutigen Mittwochabend soll der nächste Abschiebeflug voraussichtlich ab Leipzig nach Afghanistan starten. Wie üblich wird der überwiegende Teil der Betroffenen aus Bayern kommen, da sich andere Bundesländer gar nicht, bzw. nur eingeschränkt an den Abschiebungen nach Afghanistan beteiligen.

Das hat zur Folge, dass in Bayern lebende Afghanen in Angst und Schrecken versetzt werden, ganz egal, ob diese eine Arbeits- oder Ausbildungsstelle, sicheren oder unsicheren Aufenthaltsstatus haben. Viele fliehen deshalb in andere EU-Länder, wie z.B. nach Frankreich, da dort keine Abschiebungen nach Afghanistan durchgeführt werden.

Dem Bayerischen Flüchtlingsrat sind Fälle bekannt, die in Frankreich fußfassen konnten und mittlerweile dort leben. Viele werden jedoch auch via Dublin-Verordnung nach Deutschland zurückgeschoben und anschließend gleich in Abschiebehaft genommen.

N. ist 2016 nach Deutschland eingereist, hat einen Asylantrag gestellt, währenddessen die Schule besucht, einen Mittelschulabschluss absolviert und sucht einen Ausbildungsplatz. Nach der Ablehnung stellt er einen Asylfolgeantrag, der auch abgelehnt wird. N. will aufgrund der Sicherheitslage in Afghanistan auf keinen Fall zurück, deshalb reist er weiter nach Frankreich. Er hat Pech, wird zurück nach Deutschland gebracht und direkt in Abschiebehaft genommen. Nun soll er nach Afghanistan abgeschoben werden.

Die Sicherheitslage in Afghanistan ist nach wie vor extrem angespannt. Das zeigen auch die jüngsten Anschläge auf eine Gedenkveranstaltung, bei der mindestens 32 Zivilist*innen getötet wurden“, erklärt Johanna Böhm, Mitarbeiterin des Bayerischen Flüchtlingsrates. „Heute werden wieder Menschen in ein Kriegsland abgeschoben, die sich in Deutschland eine Zukunft aufbauen wollten. Bayern schürt durch die exzessiven Abschiebungen Angst und Schrecken unter Afghanen. Dies treibt vorwiegend junge Menschen zur Weiterflucht in andere EU-Staaten. Darunter sind viele, die schon seit Jahren hier sind, Kontakte geknüpft, die Schule besucht, Abschlüsse gemacht und die Sprache gelernt haben. Dies ist zum einen migrationspolitischer Unsinn, zum anderen stellt es für die Betroffenen einen massiven Psychoterror dar. Wir brauchen einen sofortigen Abschiebestopp und eine sichere Aufenthaltsperspektive für geflüchtete Afghanen“, so Böhm weiter.

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